Verminderte Akkorde bilden und verwenden, um mehr Spannung in deine Kompositionen zu bringen

Jeder Musiker kennt die Dur- oder Moll-Akkorde - die "schönen" Akkorde - aber hast du schon einmal von verminderten Akkorden gehört? Weil sie so ungewohnt klingen und etwas schwieriger zu spielen sind, werden sie von vielen Musikern vernachlässigt - was schade ist, denn sie sind sehr mächtig.
Inhaltsverzeichnis

In der Musik sind die meisten Akkorde harmonisch und konsonant – das gilt sowohl für Dur- als auch für Moll-Akkorde. Ab und zu braucht man aber etwas Aufregung und Dramatik – und dafür sind verminderte Akkorde genau das Richtige. Denn sie klingen dissonant und angespannt und vermitteln Gefühle von Unruhe und Angst.

Es ist auf die Dauer langweilig, immer nur „schöne“ konsonante Akkorde zum Komponieren zu verwenden – aber es ist ein einfacher und bekannter Weg. Verminderte Akkorde sind etwas schwieriger in eine Kadenz einzubauen, aber sie sind eine großartige Möglichkeit, das Standardschema von Akkordfolgen zu variieren und Abwechslung und Vielfalt in deine Kompositionen zu bringen.

Denn verminderte Akkorde klingen ganz anders als Moll- oder Dur-Akkorde und geben der Musik eine ganz andere Klangfarbe und Stimmung.

Was sind verminderte Akkorde?

Ein verminderter Akkord ist ein Akkord, der aus drei Tönen besteht, die eine kleine Terz auseinander liegen. Das bedeutet, dass die Töne des verminderten Akkords drei Halbtöne auseinander liegen. Dadurch entsteht zwischen dem Grundton und dem höchsten Ton ein Tritonusintervall (6 Halbtöne), eine ganz besondere Intervallart, die besonders dissonant klingt.

Verminderte Akkorde werden in der Jazz- und Rockmusik häufig verwendet, um ein dissonantes und spannendes Klangbild zu erzeugen. Das liegt vor allem daran, dass dieser Akkord keine perfekte Quinte hat, sondern eine verminderte Quinte (Tritonus).

Das sind die Intervalle in einem verminderten Akkord
Das sind die Intervalle in einem verminderten Akkord

Diese dissonanten Akkorde erzeugen einen musikalischen „Konflikt“, der das Bedürfnis verstärkt, ihn durch einen nicht dissonanten Akkord aufzulösen. Dadurch wird der Auflösungseffekt intensiviert und die Kadenz wirkt stärker.

Verminderte Akkorde werden oft in der Filmmusik verwendet

Verminderte Akkorde haben einen sehr charakteristischen, spannungsgeladenen Klang, der oft als „geheimnisvoll“, „bedrohlich“ oder „unheimlich“ empfunden wird. Aus diesem Grund eignen sie sich hervorragend für die Filmmusik, wo sie häufig eingesetzt werden, um beim Zuschauer Gefühle von Angst und Spannung hervorzurufen.

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Die Intro-Melodie des Zeichentrickfilms „Dudley Do-Right“ zeigt dies sehr deutlich: Ab Sekunde 10 wechselt die Melodie von Dur-Akkorden zu verminderten Akkorden, um die Stresssituation zu verdeutlichen

Wenn ein Komponist zum Beispiel eine Szene mit Spannung, Geheimnis oder sogar Horror untermalen möchte, kann er einen verminderten Akkord verwenden, um diese Gefühle zu erzeugen. Gleichzeitig kann der verminderte Akkord auch verwendet werden, um einen Übergang zu einer anderen Szene oder Stimmung zu signalisieren, da die Spannung, die er enthält, oft in einem anderen, stabileren Akkord aufgelöst wird.

So bildet man verminderte Akkorde

Ein verminderte Akkord wird gebildet, indem man von einem Grundton aus zwei oder drei verminderte Terzen übereinanderstapelt. Hier sind die Schritte, wie man sie bildet:

  1. Wähle einen Grundton. Dieser Ton bildet die Basis deines Akkords.
  2. Füge eine kleine Terz hinzu. Eine kleine Terz ist ein Intervall, das drei Halbtöne (oder eineinhalb Ganztöne) über dem Grundton liegt. Wenn dein Grundton zum Beispiel C ist, wäre die kleine Terz Es.
  3. Füge eine verminderte Quinte (Tritonus) hinzu. Eine verminderte Quinte liegt sechs Halbtöne (oder drei Ganztöne) über dem Grundton. Im Fall unseres C-Akkords wäre die verminderte Quinte Ges.

Zusammen bilden diese drei Töne einen verminderten Dreiklang (C°: C-Es-Ges), der so aussieht:

C vermindert, auch geschrieben als Co
C vermindert, auch geschrieben als Co

Verschiedene Arten von verminderten Akkorden

Wie bei allen anderen Akkordarten können verminderte Akkorde durch Hinzufügen einer vierten Note harmonisch interessanter gestaltet werden. Es gibt folgende Arten von verminderten Akkorden:

Verminderter Septakkord

Verminderter Septakkord (1, ♭3, ♭5, ♭♭7): Dieser besteht aus einem verminderten Dreiklang + der verminderten Septime. Für Co7 wären dies die Töne C, Es, Ges und Heses (H♭♭, was in der Praxis dasselbe ist wie A). Dieser Akkordtyp ist sehr speziell, da alle Töne in Intervallen von einer kleinen Terz gestapelt sind.

Halbverminderter Septakkord

Halbverminderter Septakkord (1, ♭3, ♭5, ♭7): Dieser besteht aus einem verminderten Dreiklang + der kleinen Septime. Für Cø7 wären dies die Töne C, Es, Ges und B. Diese Art von vermindertem Akkord klingt besonders instabil.

So setzt du verminderte Akkorde in den Kompositionen ein

Verminderte Akkorde werden in Kompositionen nicht so häufig verwendet wie Dur- oder Mollakkorde, aber wenn sie verwendet werden, ist ihre Wirkung enorm.

Die verminderte Stufe in der Dur-Tonleiter

Wie der Quintenzirkel zeigt, liegt die verminderte Stufe in einer Durtonleiter an der 7. Stelle. Der Akkord ist ein halbverminderter Septakkord und hat die Funktion eines Leittons, d.h. eines Akkords, der die Erwartung einer Auflösung in einen um einen Halbton höheren oder tieferen Zielton weckt. In der Durtonart ist die Tonika der Auflösungsakkord – sie liegt schließlich einen Halbton über dem halbverminderten Septakkord.

Viel interessanter ist die Anwendung von verminderte Akkorde als Ersatz der Dominante (V), weil sie im größten Teil aus denselben Noten besteht. Wenn wir uns die Tonart von C-Dur angucken, wird das deutlich:

  • Die Dominante ist die V Stufe, also ein G7. Dieser besteht aus den Noten G, H, D und F.
  • Der Leitton ist die VII Stufe halbvermindert, also ein Hø7. Dieser besteht aus den Noten H, D, F und A.
Wie man sieht, kann man in der oberen Akkordfolge die Dominante (G7) durch den Leitton (Hø7) ersetzen und erhält die untere Akkordfolge. Die Töne der Dominante und des Leittons sind bis auf einen identisch.
Wie man sieht, kann man in der oberen Akkordfolge die Dominante (G7) durch den Leitton-Akkord (Hø7) ersetzen und erhält die untere Akkordfolge. Die Töne der Dominante und des Leitton-Akkords sind bis auf einen identisch.

Wie man sieht, kommen die Töne H, D und F in beiden Akkorden vor, sodass man die Stufe V7 sehr gut durch die Stufe viiø7 ersetzen kann. Sie enthalten dieselben Töne, aber die verminderte Stufe hat ein A anstelle eines G.

Dies erzeugt einen sehr unerwarteten Effekt und verstärkt den Auflösungseffekt der Tonika noch mehr, weil der Akkord davor so instabil klingt. Die Musik klingt dadurch spannender und abwechslungsreicher, als wenn man immer nur die Dominante nimmt.

Als Beispiel: Wenn ich die Akkordfolge C-Dur, F-Dur, G-Dur (I-IV-V) habe, würde ich sie durch C-Dur, F-Dur, Hø7 (I-IV-viiø7) ersetzen.

Die verminderte Stufe in der Moll-Tonleiter

In Moll-Tonleiter liegt der verminderte Akkord in der zweiten Stufe. Als Leitton-Akkord ist es ein verminderter Septakkord. Wenn wir uns auf der a-Moll-Tonart befinden, wäre das ein Ho7-Akkord (H, D, F, As).

Verminderte Akkorde können auch verwendet werden, um einen reibungslosen Übergang zwischen zwei Akkorden zu schaffen, die nicht direkt miteinander verwandt sind. Sie können als Durchgangsakkorde zwischen zwei anderen Akkorden dienen, um eine Brücke zu schaffen und die Harmonie in Fluss zu halten.

Fazit

Wie du siehst, lohnt es sich, sich mit verminderten Akkorden zu beschäftigen und sie zu lernen. Du kannst damit deine eigenen Kompositionen enorm aufwerten und professioneller klingen lassen, indem du mit diesen Akkorden noch mehr Spannung aufbaust und auflöst.

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