Equalizer einstellen für den perfekten Sound – so geht’s!

Equalizer sind wohl die wichtigsten Geräte in der Musikproduktion, da sie in der Lage sind, Audiosignale frequenzgenau zu verändern. Sie werden aber auch in Kinos, HiFi-Anlagen oder Autos eingesetzt, um ein optimales Klangbild zu erzeugen. Hier erfährst du, wie du den Equalizer für jede Situation optimal einstellen kannst.
Inhaltsverzeichnis

Was sind Equalizer und wie können sie helfen?

Ein Equalizer, ob analog oder digital, ist ein Audioeffekt, mit dem bestimmte Frequenzen in einer Audiodatei angehoben oder abgesenkt werden. Der Einsatz eines Equalizers verfolgt immer eines der beiden folgenden Ziele:

  • Korrektur eines problematischen Audiosignals: Ein Equalizer kann verwendet werden, wenn die Musik Probleme hat oder nicht gut klingt (manchmal liegt das Problem nicht an der Musik selbst, sondern an der Kombination Musik-Lautsprecher-Raum, in der sie erklingt). Dann kann ein Equalizer auf den Verstärker angewendet werden, um diese Probleme zu korrigieren.
    Ein klassisches Beispiel: In einem akustisch unbehandelten Raum klingen die Bässe oft zu stark. Um dies zu korrigieren, kann man einfach die Bassfrequenzen des Verstärkers mit einem Equalizer absenken, um die Probleme der Raumakustik zu kompensieren.
  • Verbesserung/Optimierung eines Tracks: Equalizer können auch eingesetzt werden, um bestimmte Frequenzen, die man besonders mag, hervorzuheben und so den Gesamtklang nach eigenen Wünschen zu verändern.
    Ein klassisches Beispiel: Auf Partys und in Clubs werden oft die tiefen Frequenzen mit einem Equalizer angehoben, um die Tanzfreude und die allgemeine Stimmung zu steigern. Je härter die Bässe – vor allem bei Tanzmusik – dröhnen, desto mehr will man tanzen.

Equalizer können überall in der Signalkette eingesetzt werden, je nachdem, wo sie benötigt werden – im Vorverstärker bei der Aufnahme, im jeweiligen Kanal eines Mischpultes, in der DAW oder in der Endstufe bzw. den Studiomonitoren.

Passend dazu: Raumakustik verbessern – so kannst du das selber machen!

Parameter zum Einstellen eines Equalizers

Grundsätzlich gibt es 3 Parameter, die beim Equalizer einstellen beachtet werden müssen:

Equalizer einstellen: Frequenz, Gain und Q-Faktor
Equalizer einstellen: Frequenz, Gain und Q-Faktor
  1. Frequenz: Dies bezieht sich auf die spezifische Frequenz oder den Frequenzbereich, der bearbeitet werden soll. In der Musik entsprechen niedrigere Frequenzen tieferen Tönen (wie Bassgitarre oder Kickdrum), während höhere Frequenzen höheren Tönen (wie Flöte oder Hi-Hat) entsprechen.
  2. Gain: Dies ist die Lautstärke oder Intensität der ausgewählten Frequenz. Durch die Anpassung des Gains kann eine bestimmte Frequenz verstärkt oder abgeschwächt werden. Ein positives Gain erhöht die Lautstärke, ein negatives Gain verringert sie.
  3. Bandbreite oder Q-Faktor: Dieser Parameter bestimmt, wie breit oder schmal der Frequenzbereich um die ausgewählte Frequenz ist, der beeinflusst wird. Ein hoher Q-Faktor beeinflusst einen schmaleren Frequenzbereich, ein niedriger Q-Faktor einen breiteren Bereich.
Der Unterschied zwischen Low Q und High Q beim Equalizer einstellen
Der Unterschied zwischen Low Q und High Q im Equalizer bei konstanter Gain und Frequenz

Equalizer einstellen fürs Hören

Um Musik über Lautsprecher zu Hause oder im Auto optimal hören und genießen zu können, müssen raumakustische Probleme mit einem Equalizer ausgeglichen werden. Diese Probleme liegen meist im Tieftonbereich. Daher reicht es größtenteils aus, diese Frequenzen etwas abzuschwächen.

Allerdings ist hier nicht so wichtig, ein „ausgewogenes“ oder „neutrales“ Klangbild zu bekommen, da die Musik hier nur für dich/deine Familie gedacht ist – sie muss also hauptsächlich dir gefallen, keinem anderen.

Wenn du also gerne Musik mit lauten Bässen hörst, kannst du den Equalizer so einstellen, dass die tiefen Frequenzen angehoben werden. Ich zum Beispiel hebe im Auto gerne die Höhen etwas an, um einen „High-End-Sound“ zu simulieren.

Es gibt eine Reihe von „Presets“, die für viele Hardware- und Softwaregeräte verfügbar sind und im Allgemeinen als Referenz für verschiedene Genres dienen. Spotify bietet unter anderem folgende Modi an:

  • Hip-Hop: Hier werden die Bassfrequenzen angehoben, um den Beat fetter zu machen und das klassische „Kopfnicken“ beim Zuhörer zu bewirken.
  • Pop: Hier werden die sehr tiefen und sehr hohen Frequenzen abgesenkt und die Mitten angehoben, um die Stimme in den Vordergrund zu rücken.
  • Latin: In der Latin-Musik geht es um Höhen und Tiefen, also werden diese angehoben, besonders die Höhen (für Bläser und Percussion).

Ich persönlich halte nichts von Presets, sondern empfehle, sich ein oder zwei Einstellungen zurechtzulegen, mit denen man zufrieden ist, und dann immer alles damit durchzuhören. So gewöhnt man sich an die Lautsprecher und den Raum und kann besser beurteilen, ob ein Stück gut oder schlecht ist.

Equalizer einstellen für analytisches Hören

Beim analytischen Hören solltest du versuchen, die Klangfarbe so neutral wie möglich zu halten. Das bedeutet, dass du versuchen solltest, die Frequenzantwort deines Equalizers auf eine „flache“ Einstellung zu setzen, bei der keine Frequenzen hervorgehoben oder abgeschwächt werden.

Wir wollen die Musik so hören, wie sie wirklich ist – egal, ob dir der Sound zu „dünn“ oder zu „dumpf“ ist – aber wir wollen nicht, dass unsere Musik besser oder fetter klingt, als sie ist. Denn dann klingt der Mix auf meiner Anlage gut, auf allen anderen aber nicht.

Natürlich kann man hier den EQ einstellen, um Probleme mit der Raumakustik zu korrigieren. Hier sollte man am besten ein Messmikrofon + entsprechende Software verwenden, wenn man selbst nicht viel Erfahrung mit Akustik hat.

Die meisten Studiomonitore haben eingebaute Equalizer, um Probleme mit der Raumakustik zu kompensieren. Dies ist die beste und einfachste Möglichkeit, den Gesamtklang der Anlage zu verändern.
Die meisten Studiomonitore haben eingebaute Equalizer, um Probleme mit der Raumakustik zu kompensieren. Dies ist die beste und einfachste Möglichkeit, den Gesamtklang der Anlage zu verändern.

Aber, wie ich schon sagte, versuche, den Sound so neutral wie möglich zu halten – man neigt schnell dazu, die Bässe zu verstärken, um die ganze Musik „fetter“ zu machen. Dann klingen deine Produktionen bei dir gut, aber bei anderen Anlagen wird viel Bass fehlen.

Equalizer einstellen für eine saubere Stimme

Wenn man die Stimme für Podcasts oder Lieder aufnimmt, ist es oft empfehlenswert, mithilfe eines Equalizers die Spur „sauber“ zu halten. Dafür verwendet man in der Regel einen Hochpassfilter um die 60Hz, um Störgeräusche im tiefen Bereich zu entfernen. Dieser lässt alle Frequenzen oberhalb der gewählten Frequenz durch, alle unterhalb werden abgeschwächt oder gar entfernt.

Das ist die Basis – danach kannst du weiter mit dem Equalizer arbeiten, aber die Einstellungen müssen für jeden Sänger/Sprecher individuell angepasst werden, es ist schwierig, hier allgemeine Richtlinien zu geben. Aber hier sind ein paar Tipps, wie du deinen EQ perfekt auf deine Stimme abstimmen kannst:

  • Wenn der Sänger/Sprecher zu nah am Mikrofon gesungen hat und die Stimme durch den Nahbesprechungseffekt im tiefen Frequenzbereich (200-500 Hz) zu kräftig klingt, kann man die tiefen Frequenzen einfach mit einem Equalizer etwas abschwächen. Dies kann auch hilfreich sein, wenn die Stimme generell zu dumpf oder matschig klingt.
  • Mit einem Equalizer kann man die Frequenzen im Mitten- und Hochtonbereich (2kHz-10kHz) etwas anheben. Dadurch setzt sich die Stimme im Mix besser durch.
  • Eine leichte Anhebung der sehr hohen Frequenzen (ab ca. 12 kHz) kann dazu beitragen, der Stimme ein Gefühl von „Luft“ oder „Präsenz“ zu verleihen.
Ein Beispiel: Die EQ-Einstellungen für den Gesang in einem meiner Mixe. Ich habe alles unter 30 Hz entfernt, die mitteltiefen Frequenzen abgeschwächt und die mittelhohen Frequenzen etwas verstärkt, um die Stimme leichter und durchsetzungsfähiger zu machen.
Ein Beispiel: Die EQ-Einstellungen für den Gesang in einem meiner Mixe. Ich habe alles unter 30 Hz entfernt, die mitteltiefen Frequenzen abgeschwächt und die mittelhohen Frequenzen etwas verstärkt, um die Stimme leichter und durchsetzungsfähiger zu machen.

Ich empfehle, den Equalizer in der DAW und nicht im Preamp zu verwenden, da man so die Einstellungen später im Mix noch ändern kann, während ein EQ im Preamp nach der Aufnahme nicht mehr veränderbar ist.

Tipp: Mehr zum Thema Vocal Mixing findest du in meiner ultimativen Mixing-Anleitung.

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