Wir alle wissen, wie cool schöne Studio Tische sind, aber auch, wie teuer manche sein können. Große Modelle, die genug Platz für Bildschirme und Lautsprecher bieten, fangen ab 2000 € an – deswegen entscheiden sich viele Produzenten, seinen Tisch selber zu bauen.
Neben der enormen Kostenersparnis spielt auch die Flexibilität und Anpassbarkeit eine wichtige Rolle: Wer seinen Tisch selbst baut oder zusammenstellt, kann ihn zu 100 Prozent an seine persönlichen Bedürfnisse anpassen.
So hat mein Tisch insgesamt nur ca. 270 € gekostet – ist aber groß genug, dass 2 Personen gleichzeitig daran arbeiten können. Bei bekannten Marken hätte ein solcher Tisch leicht das Zehnfache gekostet.
In dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung erkläre ich dir, wie ich meinen Studiotisch geplant und gebaut habe, damit du es genauso für dich machen kannst.
Wenn dein Budget größer ist und du einen eleganteren, fertigen Tisch für dein Setup suchst, solltest du dir meinen Artikel über die besten Studiotische für Musikproduzenten ansehen. Ich vergleiche die beliebtesten Modelle auf dem Markt von 200€ bis 2500€.
Schritt 1: Planung
Zunächst ist es immer wichtig, sich genau zu überlegen, was man braucht und wie man sich seinen idealen Studiotisch vorstellt. Je nachdem wie viel Hardware du hast, brauchst du mehr oder weniger Platz.
In meinem Fall brauchte ich viel Platz, da ich neben meinem MIDI-Keyboard und Audio-Interface auch noch einen analogen Synthesizer (Moog Subsequent 37) habe, der mittelgroß ist und Platz braucht, sowie einen Rack mit einigen Geräten.
Ikea bietet dafür ein tolles 3D-Planungstool an, mit dem man aus den Möbeln einen Arbeitsplatz in 3D zusammenstellen kann. Das finde ich sehr gut, um eine visuelle Vorstellung vom Tisch zu bekommen. Wer sich mit 3D-Modellierung auskennt, kann das natürlich auch selbst machen.
Einfach die Maße des Raumes eingeben und los geht’s.
Dann kannst du links die verschiedenen Möbeln und Teile wählen, um dein Studio Tisch zu erstellen. Es ist sehr intuitiv: Du kannst die Position und Ausrichtung mit der Maus im Bildschirm ändern, die Farben ändern, und vieles mehr.
Oben rechts siehst du direkt, was alles kostet. Am Ende habe ich folgende Teile bestellt:
- Ikea LAGKAPTEN Tipl 160×80 weiß (Hauptarbeitsplatte) (49,99€)
- Ikea LAGKAPTEN Tipl 200×60 weiß (seitliche Arbeitsplatte) (59,99€)
- 2x Ikea ALEX Schublade 36×70 weiß (2x 69,99€)
- 4x Ikea ADILS Beine weiß (4x 5€)
Ich hatte schon einen Kallax zu Hause, den ich dann an die Seite gestellt habe. Das ist aber nicht unbedingt nötig, da der Tisch an sich genug Platz bietet.
Schritt 2: Bauen
Als alle Teile angekommen waren, ging es endlich los. Der Aufbau war wirklich einfach – nur die ALEX-Schubladen erforderten etwas Mühe. Dafür bieten sie unglaublich viel Stauraum für Kabel, Stecker, Papiere und alles Mögliche, und zwar direkt unter dem Tisch.
Ich habe die beiden ALEX als Füße verwendet, je einen an jedem Ende der Konstruktion. Beim Hauptarbeitstisch habe ich auf den vorderen linken Fuß verzichtet und ihn stattdessen mit einem Flachverbinder an die Seitenplatte geschraubt. So bleibt Platz, dass ich auch zwischen den beiden Tischen sitzen kann, ohne dass mich ein Bein stört.
Nach zwei Stunden war mein Tisch fertig. Die ALEX-Schubladen und die Beine wurden einfach auf die Tischplatte geschraubt – mehr war nicht zu tun.
Ich hatte ein paar Bedenken wegen der Stabilität (weil auf einer Seite ein Bein fehlt) – aber ich habe mich sogar draufgesetzt und alles ist sehr stabil. Die Verbindung über den Flachverbinder ist völlig ausreichend.
Aber was ich noch unbedingt haben wollte, war eine zweite Etage im Tisch. Dort stehen meine Bildschirme und die Studiomonitore. Und mein MIDI-Keyboard ist auch darunter versteckt, wenn ich es nicht benutze.
Dafür habe ich einfach eine lange, weiße Holzplatte aus dem Bauhaus gekauft, die genauso lang ist wie die gesamte Breite meiner Tischkonstruktion. Als Füße habe ich 3 kleine Holzstücke (ca. 10 cm hoch) verwendet. Diese habe ich einfach auf die lange Platte geschraubt.
Diese „2. Etage“ ist nicht mit dem Haupttisch verschraubt, sie bleibt stabil, weil sie viel Gewicht trägt (2 Bildschirme und 2 Lautsprecher).
Rechts habe ich noch einen 8×2 Kallax montiert, weil ich noch Platz für mein Rack brauchte. Alles ziemlich eng und nicht besonders schön – aber funktionell.
Dann habe ich alle meine Geräte aufgebaut und voilà! Ich finde, es sieht toll aus, ich habe viel Platz zum Arbeiten und es passen noch viele Geräte rein (falls ich in der Zukunft etwas kaufe).
Schritt 3: Extras
Ständer für Kopfhörer
Das ist natürlich kein Muss, aber immer schön – sonst liegen die Kopfhörer immer in der Mitte oder fallen sogar vom Tisch, wenn sie keinen festen Platz haben.
Meine Kopfhörer groß und schwer sind (Beyerdynamic DT-1990), deswegen brauchte ich einen stabilen Ständer. Ich habe den KH-1000 von Dynavox gekauft und bin sehr zufrieden damit. Der Ständer ist stabil und hat vorne sogar Platz für das Kabel.
LED-Strip
LEDs sind aus keinem modernen Studio mehr wegzudenken – sie sorgen nachts für Stimmung und sehen auf Fotos und Videos immer cool aus. Und sie sind sehr günstig mittlerweile, es gibt bereits ab 15€ sehr gute Modelle.
Die LED-Streifen sollten so angebracht werden, dass das Licht nicht direkt auf dich, sondern auf die Wand oder eine Fläche strahlt (indirekte Beleuchtung) – sonst können die LEDs schnell blenden.
Ich habe die LED-Strips von Goovee gekauft, weil ich diese auch in meinem Tonstudio verwendet habe und immer zufrieden damit war – aber jedes andere Modell funktioniert auch.
Rack für Geräte
Da ich noch einiges an Hardware habe, habe ich mir noch einen kleinen 19“ Rack geholt, den ich rechts auf dem Kallax gestellt habe. Dort habe ich mein Audio-Interface, meine DI-Box, mein Kopfhörerverstärker, mein Thunderbolt-Hub und mein Laptop.
So bleibt der Arbeitsbereich sauber und frei von Kabeln, denn alles ist seitlich angebracht.
Monitorständer mit Isolierung
Da die Monitore direkt auf dem Tisch stehen, ist ein Monitorständer, der die Monitore akustisch vom Tisch entkoppelt, unbedingt erforderlich. Ich verwende die t.akustik ISO-Pad 7, allerdings gibt es schönere Modelle, wie die IsoAcoustics ISO-200, die aber viel teurer sind.
Schritt 4: Geräte aufstellen und verkabeln
Als dann alles fertig gebaut war, habe ich alle meine Geräte aufgestellt und verkabelt. Ich habe immer versucht, die Verkabelung möglichst ordentlich zu halten und weit vom Arbeitsplatz entfernt.
Natürlich musste ich extra lange Kabel bestellen, da mein Synthesizer fast 2 m vom Interface entfernt ist. Die Verkabelung verläuft komplett unter dem Tisch und hinter dem Rack.
Das MIDI-Keyboard passt perfekt unter den Bildschirm – so stört es nicht, wenn man es nicht braucht. Ich Stauraum ohne Ende und kann so immer mein Arbeitsplatz ordentlich und sauber halten.
Schritt 5: Akustik
Ich selbst habe diesen Schritt in meinem Homestudio übersprungen, da ich hier fast ausschließlich über Kopfhörer arbeite. Ich habe mein richtiges Tonstudio, das ich auch akustisch optimiert habe – da kann ich perfekt mischen und mastern. Mein Homestudio ist eigentlich nur zum Komponieren und Produzieren gedacht, und da spielt die Akustik keine so große Rolle.
Wenn man aber längere Mixing-Sessions über Studiomonitore machen will, muss man den Raum akustisch etwas aufbereiten. Dazu gehört mindestens:
- Basstraps – ich würde mindestens 2 Ecken den Raumes damit behandeln. Aber je mehr, desto besser.
- Deckenabsorber – für den Deckenbereich zwischen Abhörplatz und Studiomonitoren
- Seitliche Wandabsorber – für den Wandbereich auf jeder Seite zwischen Abhörplatz und Studiomonitoren
Auch hier gilt: Je mehr Fläche man abdecken kann, desto besser. Unser Ziel ist es, möglichst viele Reflexionen im Raum zu vermeiden, sodass man beim Arbeiten nur den Direktschall des Monitors hört.
Für kleine Räume kann man fertige Absorber kaufen, die sind auch nicht so teuer. Bei großen Räumen empfehle ich aber unbedingt, die Absorber selbst zu bauen – das spart viel Geld.
Fazit
Wie du siehst, habe ich mir für knapp 270€ einen Tisch mit einer riesigen Arbeitsfläche (160x80cm + 200x60cm) gebaut, auf der noch locker 2-3 Synthesizer oder Keyboards Platz hätten. So ein Tisch kostet normalerweise mehr als 2.000 €, wenn man ihn fertig gebaut kauft (und selbst da ist die Arbeitsfläche kleiner!) – da habe ich mir also eine Menge gespart.