Schallabsorber sind ein unverzichtbares Element in jedem Studio, um die Raumakustik zu optimieren. Sie minimieren Schallreflexionen, die zu unerwünschten akustischen Störungen führen können. Doch der Komfort, sie fertig zu kaufen, hat seinen Preis: Besonders in größeren Mengen schlagen die Kosten schnell erheblich zu Buche – ein Problem, das viele Musikproduzenten kennen.
Hochwertige Absorber müssen zudem eine gewisse Dicke aufweisen, um effektiv zu sein, was den Preis weiter in die Höhe treibt. Ein einzelner Absorber kostet schnell 250 Euro. Wer acht Stück benötigt – etwa vier für die Seitenwände, zwei für die Rückwände und zwei für die Decke – investiert leicht 2000 Euro, um sein Studio angemessen auszustatten.
Doch es gibt eine kostengünstige Alternative: Mit ein wenig handwerklichem Geschick lassen sich Schallabsorber selbst bauen – und das zu einem Bruchteil der Kosten. In diesem Artikel zeige ich euch, wie ihr hochwertige Absorber für weniger als 40 Euro pro Stück anfertigen könnt.
Materialliste für den Bau von Schallabsorbern
1. Holzlatten für den Innenrahmen
Für meinen Bau verwende ich zwei Latten à 65,3 cm und zwei à 135 cm. Falls keine Säge zur Hand ist, könnt ihr die Latten im Baumarkt auf die gewünschte Länge zuschneiden lassen. Die Tiefe des Rahmens ist entscheidend für die Effektivität: Ich empfehle mindestens 20 cm, um auch tiefe Frequenzen wirkungsvoll zu absorbieren.
In meinem ersten Studio habe ich Absorber mit nur 10 cm Tiefe gebaut. Später stellte ich fest, dass diese für die tiefen Frequenzen nicht ausreichten. Für mein aktuelles Studio habe ich daher alle Absorber mit einer Tiefe von 20 cm gefertigt – wie ihr auf dem folgenden Bild sehen könnt. Das Ergebnis: eine deutlich bessere Schallabsorption.
Bild de nuevos Absorber
Ich habe die Maße des Rahmens bewusst so gewählt, dass sie exakt der Länge der Steinwolleplatten entsprechen. Dadurch entfällt das Zuschneiden der Steinwolle, was nicht nur Zeit spart, sondern auch eine Menge Dreck vermeidet – denn wer schon einmal Steinwolle geschnitten hat, weiß, wie staubig und unangenehm dieser Prozess sein kann.
Natürlich ist es möglich, die Steinwolle auf kleinere Maße zuzuschneiden, falls ihr einen Rahmen in anderen Dimensionen bauen möchtet. Doch meine Erfahrung zeigt, dass es wesentlich einfacher und sauberer ist, den Rahmen direkt an die Plattengröße anzupassen. So spart ihr euch unnötige Arbeit und sorgt für ein präzises Ergebnis.
2. Holzlatten für den Außenrahmen
Optional könnt ihr einen äußeren Rahmen bauen, der optische Zwecke erfüllt. Die Länge der Latten muss entsprechend der Maße des Innenrahmens plus der Holzstärke angepasst werden. Obwohl der Außenrahmen technisch nicht notwendig ist, verleiht er den Absorbern ein hochwertigeres Erscheinungsbild.
3. Steinwolle oder alternative Dämmmaterialien
Steinwolle ist meine erste Wahl – sie ist preiswert und nahezu überall erhältlich. Alternativen wie Basotect oder Glaswolle können ebenfalls verwendet werden, sind jedoch meist teurer.
4. Stoff
Der Stoff hält die Steinwolle im Rahmen und verleiht den Absorbern ein sauberes Finish. Farblich könnt ihr euch frei entscheiden. Ich bevorzuge weiß, da es neutral ist und gut mit verschiedenen Holzfarben harmoniert.
5. Schrauben
Um die Holzlatten miteinander zu verbinden und den Rahmen stabil zu bauen, benötigt ihr ausreichend Schrauben.
6. Holzlack oder Holzlasur (optional)
Wer den Holzrahmen optisch aufwerten möchte, kann ihn lackieren oder lasieren. In meinem ersten Studio habe ich darauf verzichtet, aber mittlerweile lackiere ich die äußeren Rahmen für ein ansprechenderes Design. Dieser Schritt nimmt jedoch mehr Zeit in Anspruch.
7. Tacker und Klammern
Zum Befestigen des Stoffes am Holzrahmen benötigt ihr eine Tackermaschine und passende Klammern.
Mit dieser Materialliste seid ihr bestens ausgestattet, um hochwertige Schallabsorber selbst zu bauen und eure Studioakustik auf wirklich günstiger Weise zu verbessern.
Schritt 1: Holzlatten zuschneiden
Beginnt damit, zwei lange und zwei kurze Seiten zuzuschneiden, um einen stabilen Rechteckrahmen zu bauen. Ich plane die Maße des Rahmens so, dass die Steinwolleplatten exakt hineinpassen, ohne dass ich sie zuschneiden muss. In Deutschland haben Steinwolleplatten in der Regel die Maße 135 x 62,5 cm, weshalb ich die Längen der Latten entsprechend anpasse:
- Lange Seiten: 135 cm
- Kurze Seiten: 62,5 cm + 2 x die Dicke des Holzes.
Da meine Holzlatten 1,8 cm dick sind, ergibt sich eine Gesamtlänge der kurzen Seiten von 66,1 cm.
Falls ihr andere Maße für eure Steinwolle verwendet, könnt ihr die Längen der Latten entsprechend anpassen. Die Latten könnt ihr entweder selbst zuschneiden oder im Baumarkt auf die gewünschten Maße bringen lassen.
Schritt 2: Holzlatten verschrauben
Um die Latten stabil miteinander zu verbinden, bohrt zunächst Löcher in die kurzen Seiten. Ich empfehle zwei Löcher an jedem Ende der kurzen Latten, um das Holz vor Splittern zu schützen. Danach könnt ihr die kurzen Seiten mit den langen verbinden.
Tipp: Verwendet möglichst dicke Schrauben, um eine maximale Stabilität zu gewährleisten. Verschraubt die Latten mit einem Akkuschrauber und achtet darauf, dass die Verbindungen exakt sitzen.
Um sicherzustellen, dass die Konstruktion rechtwinklig ist, solltet ihr sorgfältig arbeiten und regelmäßig die Ausrichtung prüfen. Ein rechter Winkel ist wichtig, damit die Absorber später gut an der Wand oder Decke montiert werden können. Bei längeren Rahmen kann es hilfreich sein, eine Querlatte in der Mitte einzubauen, um die Stabilität zusätzlich zu erhöhen.
Schritt 3: Steinwolle einsetzen und mit Stoff beziehen
Nachdem der Rahmen fertig montiert ist, kann die Steinwolle eingesetzt werden. Ich beginne damit, eine Seite des Rahmens mit Stoff zu bespannen, bevor ich die Steinwolle einlege. So liegt die Wolle nicht direkt auf dem Boden und bleibt sauber, während sie bereits sicher im Rahmen fixiert ist.
Stoff befestigen:
Den Stoff spanne ich straff und tackere ihn entlang der Seiten des Rahmens fest. Ich achte darauf, die Klammern nur an den Seiten zu setzen, damit sie später von vorne nicht sichtbar sind. Wenn ihr – wie ich – zusätzlich einen äußeren Rahmen einplant, werden die seitlichen Tackern sowieso verdeckt und sind nicht sichtbar.
Steinwolle einlegen:
Die Steinwolle kann nun einfach in den vorbereiteten Rahmen gelegt werden. Achtet darauf, dass die Tiefe des Rahmens ein Vielfaches der Tiefe der Steinwolleplatten beträgt. In meinem Fall hat der Rahmen eine Tiefe von 20 cm, während die Steinwolleplatten jeweils 4 cm dick sind. So passen genau fünf Platten übereinander in den Rahmen, ohne dass etwas übersteht.
Rahmen schließen:
Sobald die Steinwolle eingesetzt ist, wird die zweite Seite mit Stoff bezogen. Dabei gilt:
- Ohne äußeren Rahmen: Tackert den Stoff auf der Rückseite des Absorbers fest. So bleiben die Klammern von der Vorderseite aus unsichtbar. Die Rückseite des Absorbers wird ohnehin immer zur Wand ausgerichtet, sodass die Klammern dort nicht stören.
- Mit äußerem Rahmen: Tackert den Stoff wie zuvor an den Seiten. Diese Klammern werden später durch den äußeren Rahmen verdeckt und sind dadurch nicht sichtbar.
Durch diese Vorgehensweise bleibt die Vorderseite des Absorbers stets sauber und ansprechend, während die Rückseite funktional bleibt – unabhängig davon, ob ihr einen äußeren Rahmen hinzufügt oder nicht.
Schritt 4: Außenrahmen bauen
Nun wird der äußere Rahmen gefertigt, der nicht nur für zusätzliche Stabilität sorgt, sondern den Absorber auch optisch aufwertet.
Maße festlegen und Latten zuschneiden
Auch der Außenrahmen besteht aus zwei langen und zwei kurzen Seiten. Die Maße orientieren sich am Innenrahmen, wobei die kurzen Seiten um die doppelte Dicke des Holzes verlängert werden.
In meinem Fall misst der Innenrahmen 138,6 cm x 66,1 cm. Daher habe ich folgende Maße für den Außenrahmen:
- Lange Seiten: 138,6 cm
- Kurze Seiten: 66,1 cm + 2 x 1,8 cm (Holzstärke) = 69,7 cm
Falls ihr andere Maße verwendet, passt die Länge entsprechend an.
Optional: Holz lasieren oder lackieren
Falls ihr den äußeren Rahmen optisch veredeln möchtet, könnt ihr ihn schleifen und anschließend lasieren oder lackieren. Ich persönlich bevorzuge Lasur, da sie die Holzstruktur betont und das Holz gleichzeitig schützt.
Lasur-Tipp:
- Die Latten zunächst gründlich schleifen, damit die Oberfläche glatt wird.
- Die erste Schicht Lasur auftragen und vollständig trocknen lassen.
- Erneut schleifen und eine zweite Schicht auftragen, um eine gleichmäßige und edle Optik zu erzielen.
Dieser Schritt erfordert etwas Geduld, sorgt aber für ein hochwertiges Finish. Wenn ihr den natürlichen Holzlook bevorzugt, könnt ihr den Rahmen auch unbehandelt lassen und direkt montieren.
Außenrahmen montieren
Nachdem die Latten zugeschnitten und (falls gewünscht) behandelt wurden, könnt ihr den Außenrahmen am Innenrahmen befestigen. Hierfür befestigt man jede Seite des Außenrahmens mit zwei Schrauben an den entsprechenden Seiten des Innenrahmens. Es ist nicht notwendig, die Latten des Außenrahmens zusätzlich untereinander zu verschrauben – die Stabilität wird allein durch die Verbindung mit dem Innenrahmen gewährleistet.
Das Ergebnis
Der fertige Absorber sieht nicht nur hochwertig und professionell aus, sondern überzeugt auch durch seine Funktionalität. Ein solcher Schallabsorber würde im Handel zwischen 200 und 300 Euro kosten – durch den Eigenbau spart ihr nicht nur Geld, sondern könnt ihn auch individuell gestalten.
Einsatzmöglichkeiten der selbstgebauten Schallabsorber
Diese Schallabsorber sind äußerst vielseitig einsetzbar und sollten in keinem Studio fehlen. Dank ihrer 20 cm Dicke bieten sie eine exzellente akustische Wirkung und eignen sich für verschiedene Anwendungen:
- Bassfallen (Bass Traps): Ideal für die Platzierung in Ecken, um tieffrequente Schallwellen zu absorbieren und Raummoden zu reduzieren.
- Wandabsorber: Zur Reduzierung von Schallreflexionen an den Seitenwänden und hinter den Lautsprechern.
- Deckenabsorber: Besonders nützlich zur Minimierung von Reflexionen zwischen Lautsprechern und Decke.
- Gesangskabinen: Mit mehreren Absorbern könnt ihr eine improvisierte Gesangskabine bauen, die sich perfekt für Sprach- und Gesangsaufnahmen eignet.
Mein Einsatz im Studio
In meinem Studio habe ich diese Absorber an verschiedenen Stellen integriert:
- Als Bassfalle in den Ecken: Jede Ecke ist mit einem Absorber ausgestattet. Neben jedem Eckabsorber steht auf beiden Seiten ein weiterer Absorber, um die gesamte Ecke akustisch zu behandeln. Dadurch werden die 90-Grad-Winkel, die akustisch problematisch sind, effektiv eliminiert.
- Rückwandabsorber: Hinter meinem Arbeitsplatz habe ich diese Absorber montiert, um die Schallreflexionen von der Rückwand zu reduzieren.
- Absorber hinter den Lautsprechern: Sie minimieren Reflexionen direkt hinter den Monitoren und sorgen für einen klareren Klang.
- Seitenabsorber: Links und rechts neben meinem Arbeitsplatz platziert, verhindern sie störende Erstreflexionen.
- Deckenabsorber: Ich habe einen doppelt so großen Absorber gebaut, der über meinem Arbeitsplatz hängt. Dieser ist dafür zuständig, die Reflexionen der Lautsprecher von der Decke zu absorbieren. Befestigt habe ich ihn mit stabilen Ketten – eine einfache, aber äußerst wirksame Lösung.
Fazit
Dank ihrer Vielseitigkeit und ihrer hohen Absorptionsleistung sind diese DIY-Schallabsorber eine kosteneffiziente und effektive Lösung für nahezu jede Studioanwendung. Egal, ob ihr problematische Bassfrequenzen in den Griff bekommen, störende Reflexionen minimieren oder einfach die Gesamtakustik eures Studios verbessern wollt – diese Absorber sind die perfekte und vor allem die günstigste Wahl.