Du willst wissen, wie man Musik abmischt? Dann kann ich dir (leider) schon mal sagen, dass es dafür keine magische Formel oder Regeln gibt. Mixing ist eine Kunst, die von Tontechnikern und Musikproduzenten beherrscht wird, aber immer an jeden Song individuell angepasst wird.
Es gibt keine Regeln beim Mixing, aber es gibt Techniken, die oft von vielen Produzenten verwendet werden, weil der daraus resultierende Ergebnis von vielen Menschen als schön empfunden wird.
Das sind genau die Mixing-Techniken, um die sich dieser Artikel dreht. Viele dieser Konzepte habe ich während meiner Ausbildung zum Tontechniker gelernt – aber vieles davon habe ich mir auch im Laufe meiner Karriere selbst beigebracht.
Was ist Audio Mixing?
Audio Mixing ist der vorletzte Prozess in der Musikproduktion, der nach der Aufnahme und vor dem Mastering stattfindet. Beim Musik mixen werden die aufgenommenen Audiospuren bearbeitet, Effekte wie Kompression, EQ, Hall, Verzögerung oder Modulation hinzugefügt und zu einer einzigen Stereo-Datei zusammengemischt.
Das Ziel ist es, einen klanglich ausgewogenen Song zu produzieren. Zum Beispiel: Die Bassfrequenzen dürfen nicht zu laut sein, sonst überdecken sie alles andere; aber auch nicht zu leise, sonst fehlt der Punch und der Song klingt zu schwach.
Die verschiedenen Spuren werden auch über das Stereobild verteilt, zum Beispiel kann die Hi-Hat auf der linken Seite platziert werden (linkes Panning) und die Gitarre auf der rechten Seite (rechtes Panning). Bestimmte Elemente werden oft an den Seiten platziert, aber andere, wie z. B. der Bass, befinden sich immer in der Mitte. Dazu später mehr!
Ich sehe das so: Vor dem Mixing ist ein Lied flach und alles liegt auf derselben Ebene. Mein Ziel beim Musik mixen ist immer, ein dreidimensionales Stereo-Bild zu erzeugen, als stünden die Instrumente in einem Konzertsaal.
Warum dreidimensional? Beim Audio-Mixing gibt es, genauso wie in der Geometrie, 3 Dimensionen. Um sich das besser vorzustellen ist es hilfreich, sich alle Instrumente des Liedes auf einer Live-Bühne vorzustellen:
- Höhe: Diese Achse beschreibt, wo die Instrumente in der Höhenlage liegen, d. h., welches Instrument über oder unter einem anderen Instrument liegt. Hohe Instrumente liegen oben im Stereobild, während tiefe Instrumente unten liegen. Du kannst dies mit dem EQ beeinflussen.
- Breite: Diese Dimension beschreibt, ob die Instrumente auf der rechten oder linken Seite klingen. Mit Panning kannst du die verschiedenen Audiospuren links oder rechts von der Stereo-Mitte positionieren, um ein breites Klangbild zu erzeugen. Wenn ich alles in der Mitte lasse und kein Panning vornehme, erhalte ich einen Song im Mono- statt im Stereoformat.
- Tiefe: Diese Achse beschreibt, ob ein Element im Mix vor oder hinter einem anderen Element liegt, und wird hauptsächlich durch Hall- und Delay-Effekte beeinflusst. Wenn ich einer Audiospur mehr Hall hinzufüge, klingt diese Spur weiter von mir entfernt. Wenn ich aber eine Spur ganz ohne Hall habe, klingt sie so, als ob sie direkt vor mir wäre.
Die Mixing-Kunst besteht darin, clever zu sein und die verschiedenen Dimensionen zu seinen Gunsten zu nutzen.
Ein praktisches Beispiel, den ich schon öfter erlebt habe: Ich habe einen Song mit einer Sängerin und einem Sologitarristen, die beide gleichzeitig spielen. Beide sind Hauptelemente, also will ich sie beide in der Stereomitte haben.
Sie spielen/singen auch ungefähr im gleichen Frequenzbereich, also unterscheiden sie sich auch nicht in der Tonhöhe, zumindest nicht sehr stark.
Ich stelle jedoch fest, dass die beiden kollidieren und im Stereobild voneinander getrennt werden müssten – welche Möglichkeiten habe ich also?
Die Tiefenbearbeitung! Ich füge der Gitarrenspur Hall hinzu, damit sie distanziert klingt, während ich die Gesangsspur ziemlich trocken lasse, damit sie „In-Your-Face“ klingt. So trennt man beide Spuren voneinander, damit sie nicht miteinander kollidieren.
Jetzt möchte ich meine Mixing-Methode erklären, die ich im Laufe der Jahre entwickelt habe. Ich gehe immer bestimmte Schritte durch, um Struktur in meinen Mixing-Prozess zu bringen.
0. Vor dem Mixing: Ohren-Training
Höre dir immer erstmal deine Referenz-Songs über deine Lautsprecher/Kopfhörer an.
Ich kann das nicht oft genug betonen! Das ist ein Schritt, was so oft vernachlässigt wird, aber dir enorm Zeit sparen kann.
Du musst dein Abhörsystem (also deine Studiomonitore oder Kopfhörer) sehr genau kennen. Dafür musst du wissen, wie professionell produzierte Lieder über dein Abhörsystem klingen.
Ich habe Tontechniker gesehen, die über relativ billige Monitore erstaunliche Mixe gemacht haben, weil sie genau wussten, wie die Songs über diese Monitore klingen mussten.
Das heißt, selbst wenn dein Abhörsystem nicht 100% linear ist (was bei den meisten der Fall sein wird, da ein akustisch perfekt optimierter Raum sehr, sehr teuer sein kann), ist das keine schlechte Sache. Aber du musst wissen, welche Frequenzen in deinem Raum besonders betont werden und welche schwächer klingen, als sie sollten.
Andernfalls wirst du zu viel kompensieren und deine Mixe werden sich nicht gut auf andere Monitor-Systeme übertragen lassen.
Deshalb höre ich mir immer einige meiner Referenzsongs (oder wenn der Kunde Referenzsongs schickt, dann höre ich mir auch diese an) etwa 20 Minuten lang an, bevor ich mit dem Mixing beginne.
Das hilft mir, eine Vorstellung davon zu bekommen, in welche Richtung der Song klingen soll und wie sich die einzelnen Elemente im Lied zueinander verhalten.
Und ich wiederhole diesen Prozess immer zwischendurch bei langen Mixing-Sessions. Es ist eine Art Pause, die man sowieso braucht, die mir hilft, auf Kurs zu bleiben.
1. Wähle deine DAW aus
Wahrscheinlich hast du bereits deine DAW ausgewählt – falls nicht, schau dir unbedingt unseren ultimativen DAW-Vergleich an. Dort vergleiche ich die 12 gängigsten DAWs auf dem Markt.
Letztendlich ist es egal, mit welcher DAW du abmischst – du musst sie nur einigermaßen gut beherrschen und mit ihr vertraut sein. Andernfalls können technische Schwierigkeiten deinen kreativen Mixing-Workflow unterbrechen und dich ablenken – und das wollen wir auf keinem Fall.
Ich persönlich habe immer Pro Tools für Mixing (und Recording) bevorzugt – aber das liegt auch daran, dass ich in meiner Ausbildung zum Tontechniker immer mit Pro Tools arbeiten musste und es sich für mich etabliert hat. Es gibt auch günstigere und unkompliziertere Alternativen, die genauso gut funktionieren, wie Ableton Live oder Logic Pro.
2. Vorbereitung des Projektes
Ordnung und Sorgfältigkeit ist für die Mixing-Phase sehr wichtig. Besonders, wenn du an Projekten mit vielen Spuren arbeiten musst – ohne Ordnung kann es schnell zu einem riesigen Chaos werden, wo du nicht mehr weißt, welches Instrument auf welcher Spur liegt.
Ich spreche natürlich aus Erfahrung, denn am Anfang habe ich immer den Fehler gemacht, die Spuren nicht richtig zu benennen, und so hatte ich am Ende Projekte mit 40 Spuren, die Audio1_dup_1 bis Audio1_dup_40 hießen.
Und wenn du dann etwas an der Gitarre ändern willst, brauchst du erstmal 5 Minuten, um herauszufinden, in welcher Spur die Gitarre ist!
Tipp: Starte immer mit guten Aufnahmen
In 99% der Fälle lohnt es sich, die Performance neu aufzunehmen, wenn du in der Mixing-Phase feststellst, dass dir etwas an der Aufnahme nicht gefällt.
Oft neigt man dazu, faul zu sein und zu sagen: Das korrigiere ich später beim Mixing. Nein! Tu dir selbst einen Gefallen und nimm es noch einmal auf – meistens ist das der bessere und richtige Weg.
Wenn der Sänger in der ersten Strophe des Liedes viel lauter singt als in der zweiten, und du versuchst, das mit einem Kompressor auszugleichen, werden die beiden Strophen sehr unterschiedlich klingen.
In der ersten Strophe muss der Kompressor viel mehr arbeiten. Dadurch klingt die Stimme gequetschter und weniger dynamisch als in der zweiten Strophe. Für den Hörer klingt das unnatürlich.
Also: Nimm die 1. Strophe besser noch einmal auf und versuche, dass der Sänger in der gleichen Lautstärke und mit der gleichen Energie singt wie in der zweiten Strophe.
Importiere und benenne die Spuren
Du musst unbedingt alle deine Spuren richtig benennen, damit du immer sofort weißt, welches Instrument auf welcher Spur ist. Das ist unglaublich wichtig, damit dein kreativer Workflow und deine Konzentration nicht unterbrochen werden.
Ich persönlich wähle immer die gleichen Namen und die gleiche Platzierung für die Spuren in jedem Mixing-Projekt. So weiß ich immer, dass z. B. mein Kick ganz links ist (die 1. Spur) und mein Gesang ganz am Ende (letzte Spur) liegt, und kann so immer schnell auf diese beiden wichtigen Spuren zugreifen.
Färbe und gruppiere deine Spuren
Ich färbe die Spuren beim Abmischen immer sortiert nach Gruppen von Instrumenten. Das ist auch besonders nützlich, um nach dem Mix Stems zu exportieren.
- Blau für alle Schlagzeug– und Percussion-Spuren wie Kick, Snare, Hihat, Tom, Cowbell, Tambourine, usw. Ich verwende Dunkelblau für Schlagzeugspuren und Hellblau für Percussion. So weiß ich, dass sie zur selben Gruppe gehören, kann sie aber auch schnell voneinander unterscheiden.
- Rot für alle Gitarrenspuren. Zum Beispiel: Dunkelrot für die Leadgitarre und Hellrot für die Rhythmusgitarre.
- Gelb für den Bass. Wenn ich zum Beispiel noch einen Synthesizer habe, um den Bass zu ergänzen, dann wird dieser in einem anderen Gelbton eingefärbt.
- Hellgrün für die Lead-Vocals und Dunkelgrün für die Backing-Vocals
- Orange für das Klavier
- Lila für die Orgel
Das ist nur ein Beispiel, um zu veranschaulichen, wie ich es in bestimmten Fällen mache.
3. Allgemeine Balance
Das Erste, was ich immer mache, ist alle Spuren auf die ungefähr selbe Lautstärke zu bringen, um eine allgemeine Balance zu erstellen.
So kriege ich schnell ein Gefühl, was stimmt, und was nicht stimmt; was hervorgehoben werden soll und was korrigiert werden soll. Ich mache mir einen allgemeinen Überblick, was am Song zu machen ist.
Das ist ein wichtiger Schritt, denn die Fähigkeit, neutral zu beurteilen, nimmt mit der Zeit ab, wenn du lange an einem Mix arbeitest. Deshalb ist der erste Eindruck besonders wichtig.
In meinen ersten Mixing-Sessions habe ich immer ein Blatt Papier mitgehabt, um in dieser Phase Ideen aufzuschreiben, um sie später nicht zu vergessen. Das kann ich jedem empfehlen, der mit Mixing gerade anfängt.
Wenn du den Song selbst produziert und aufgenommen hast, kannst du diesen Schritt wahrscheinlich überspringen, da du bereits eine Rough-Mix (so nennt man einen unfertige Mix, bei der die Lautstärkeverhältnisse ungefähr stimmen) und eine Vorstellung vom Song hast.
4. Bearbeitung (Sound Shaping) einzelner Spuren
Nachdem ich eine allgemeine Balance und damit einen groben Mix erstellt habe, gehe ich jeden Track durch, an dem Änderungen nötig sind, und bearbeite ihn. Dabei geht es darum, jedem Track den gewünschten Sound zu geben und Fehler und Probleme zu korrigieren, ohne wirklich viel abzumischen.
Normalerweise höre ich mir den Track zusammen mit allen anderen an – aber zwischendurch auch solo, wenn ich bestimmte Einstellungsänderungen vornehme.
Es ist immer wichtig, das große Ganze im Blick (besser gesagt, im Ohr) zu behalten, wenn du einen einzelnen Track bearbeitest. Deshalb ist es ratsam, den Track nicht zu lange alleine zu hören – denn die Zuhörer werden ihn auch nie alleine hören.
Denn was nützt eine richtig gute Bass-Drum mit einem satten Low-End, die zwar allein super gut klingt, aber alles andere im Mix überdeckt?
Also: Spuren beim Abmischen solo zu bearbeiten ist kein Problem, solange du dir zwischendurch immer wieder alle anderen Spuren zusammen anhörst, um zu beurteilen, wie sich die Bearbeitung deiner Spur auf den gesamten Mix auswirkt.
Jetzt werde ich versuchen, meine allgemeine Herangehensweise an die Bearbeitung der Tracks zu beschreiben – obwohl ich mich damit etwas schwertue. Der Grund dafür ist, dass jeder Song wirklich einzigartig ist und immer andere Einstellungen braucht, also gibt es keine Regeln oder Tipps, die auf alle Songs angewendet werden können.
Aber es gibt Abläufe und Situationen, die ziemlich oft vorkommen und die ich in meiner Karriere immer wieder erlebt habe – darauf basieren meine Empfehlungen. Doch wie gesagt, das hier sind keine Regeln. Dein Lied erfordert Einstellungen, die nur du kennen kannst.
Vocal Mixing
Mein erstes Plugin in der Gesangskette ist in der Regel ein Shelf-EQ, der Frequenzen um die 200Hz bei Sängern – oder 400Hz bei Sängerinnen – reduziert.
Wenn Rauschen oder sonstige Störgeräusche in der Aufnahme sind, dann werden die entweder manuell geschnitten oder mit einem Noise Gate entfernt – in dem Fall kommt das Noise Gate vor dem EQ.
Das gibt der Stimme mehr Klarheit und Durchsetzungsfähigkeit im Mix und gleicht den Nahbesprechungseffekt aus, den man – in einem gewissen Grad – beim Singen immer hat.
Dazu füge ich immer einen Hochpassfilter hinzu, der alle Frequenzen unterhalb von ca. 100Hz entfernt – dort sollte sowieso nichts von der Stimme zu hören sein, nur mögliches Rauschen oder Brummen der Elektronik.
Die nächste „Korrekturmaßnahme“ ist normalerweise ein De-Esser, um die Zischlaute („S“ und „Sh“) zu entfernen.
Das sorgt erstens dafür, dass diese lästigen Störgeräusche verschwinden, und zweitens dafür, dass sie meinen Kompressor nicht beeinflussen, der als Nächstes in der Kette dran ist.
Damit habe ich erstmal saubere, klare und deutliche Vocals.
Mein nächster Schritt ist normalerweise die Kompression. Je nach Sängerin oder Sänger wird hier mehr oder weniger Kompression benötigt.
Ich habe schon oft schwache und energielose Performances – vor allem Hip-Hop-Vocals, wenn der Rapper zum ersten Mal im Studio war – in wirklich tolle, lebendige Vocals verwandelt, und das vor allem dank der Kompression.
Ein Kompressor gleicht die lautesten und die leisesten Peaks aus und beeinflusst die Transiente. Das kann natürlich Vorteile, aber auch Nachteile haben. Ein paar Anwendungsbeispiele:
- Wenn der Gesang zwischendurch etwas zu laut oder zu leise wird und du das als störend empfindest, kannst du einen Kompressor verwenden, um die Lautstärkeunterschiede auszugleichen.
- Wenn der Sänger wenig Energie beim Singen aufbringt (und wenn er es nicht besser kann, da eine Neuaufnahme immer die bessere Lösung ist), kannst du einen Kompressor mit mittlerem Attack und schnellem Release verwenden, damit der Gesang lebendiger und energischer klingt. Diese Technik wendet man ziemlich oft im Hip-Hop.
Ich empfehle außerdem immer, die Kompression in mindestens 2 Phasen (d.h. 2 Kompressoren) aufzuteilen. In den heutigen digitalen Zeiten, in denen jeder viele Plugins hat, sollten 2 Kompressoren kein Problem sein.
Auf diese Weise ist der Kompressionseffekt weniger hörbar und natürlicher, da jeder einzelne Kompressor weniger arbeiten muss, als wenn er allein die gesamte Kompression übernehmen müsste.
Wenn du mehr über Vocal Mixing erfahren möchtest, empfehle ich dir meinen Artikel über die perfekte Vocal Chain.
Drum Mixing
Wenn du ein echtes Schlagzeug aufgenommen hast, ist es wichtig, mit einer guten Aufnahme zu arbeiten. Wenn die Drums aus Samples stammen, dann ist eine gute Sample-Auswahl das Wichtigste.
Der Drum-Sound ist in der Regel sehr genrespezifisch, aber alle wollen immer tighte Drums, die den Beat des Songs durchgehend tragen.
Dazu werden die Kick Drum und die Snare in der Regel stark komprimiert, sodass die beiden Instrumente auf einer Ebene liegen. Normalerweise spielen diese beiden Instrumente nicht zur gleichen Zeit, also kann man sagen, dass du versuchen solltest, sie auf die gleiche gefühlte Lautstärke zu bringen.
Mein VST-Favorit unter den Drum-Kompressoren ist der DBX-160 von Waves, der dem klassischen Hardwaremodell DBX-160A emuliert.
Der Sound ist für Drums genial, und er kommt mit mehrere Kick- und Snare-Presets, die gute Ausgangspunkte zum Einstellen sind.
Grundsätzlich brauchst du einen langsamen Attack und ein schnelles Release, damit die Kick und die Snare den charakteristischen Punch bekommen.
Sei nicht schüchtern und gib eine ordentliche Menge Kompression, wenn du kannst – Kick und Snare sollen in der Regel sehr tight klingen, und das kannst du mit diesem Kompressor gut erreichen.
Die Toms komprimiere ich auch immer, sodass die alle gleichmäßig klingen. Ich verwende dafür meistens den DBX oder den CLA-76. Die Einstellungen sind im groben ähnlich wie bei der Snare – mittlerer bis langsamer Attack und schneller Release.
Bei der Hi-Hat ist das immer anders, aber meistens benutze ich einen Hochpassfilter, um alles unter ca. 7 kHz herauszufiltern.
Aber das variiert stark – vor allem je nachdem, ob ich mit Samples oder mit einer echten Hi-Hat arbeite.
Die Overhead- und Raummikrofone des Schlagzeugs werden in der Regel komprimiert und nur minimal im Mix hinzugefügt. Wenn man aber einen live-ähnlichen Sound will, kann man diese Spuren auch lauter machen.
Parallele Kompression
In der Regel route ich dann alle Schlagzeugspuren auf eine neue Stereospur im Mix und komprimiere sie mit Parallelkompression.
Für harte Genres wie Rock oder Heavy Metal wird die parallele Kompression mit extremen Einstellungen vorgenommen, um das Schlagzeug richtig rocken zu lassen. Dazu wird der Threshold deutlich heruntergesetzt und ein sehr hohes Ratio gewählt (z. B. 10:1).
Sobald die Drums extrem gequetscht und überkomprimiert klingen, kannst du anfangen, die komprimierte Stereo-Spur oder den Dry-Wet-Regler ein wenig herunterdrehen, um mehr von den natürlichen Drums zu hören, bis der Sound passt.
Diese Technik kann man für Drums in allen Genres anwenden, wenn man will, dass die richtig krachen.
Backing Vocals Mixing (Adlibs, Dopplungen für Hooks, usw.)
Die Backing Vocals sind auch ein wichtiger Bestandteil jedes Mixes – egal, ob dreistimmige Harmonien bei Pop-Gesang oder fette Dopplungen bei einer Hook eines Rap Songs.
Backing Vocals werden normalerweise stärker komprimiert als die Lead Vocals, damit sie weiter hinten klingen (da sie dann weniger Dynamik haben). Sie sollen immer hinter den Lead-Vocals klingen.
Wenn die Kompression dafür nicht ausreicht, verwende ich oft auch einen leichten Flanger-Effekt, der den Gesang wirklich in den Hintergrund bringt.
Außerdem mache ich die Backing Vocals immer ziemlich breit, damit sie nicht mit den Lead Vocals kollidieren, die immer in der Mitte sind.
Pitch-Korrektur, wie zum Beispiel Auto-Tune, verwende ich auch gerne bei Backing Vocals. Da sie eher im Hintergrund stehen, kann man mehr Pitch-Korrekturen anwenden, ohne dass es groß auffällt. Das ist besonders nützlich, wenn die Backing Vocals mit der Hauptstimme harmonieren, denn das gibt ein Gefühl von Perfektion.
Bass Mixing
Wenn ich „Bass“ sage, meine ich sowohl echte Bässe als auch Synth-Bässe.
Der Bass ist in der Regel ein kompliziertes Instrument, denn die tiefen Frequenzen sind schwer unter Kontrolle zu halten. Es ist sehr wichtig, dass der Bass nicht mit der Bassdrum kollidiert, sonst werden die tiefen Töne schnell übersteuert.
Dafür kann man entweder den Bass und den Kick unterschiedlich voneinander EQ’en, oder mit Sidechain-Kompression arbeiten.
Die Sidechain-Kompression wird verwendet, um den Pegel einer Audiospur zu komprimieren, aber nur, wenn sie ein Signal von einer externen Quelle (einer anderen Audiospur) erhält.
Du legst also einen Sidechain-Kompressor auf die Bass-Spur und wählst die Kick-Drum als Sidechain-Input. Auf diese Weise wird der Bass immer dann abgesenkt, wenn die Kick-Drum zuschlägt, und sie kollidieren nicht miteinander.
Ich bevorzuge immer diese Variante beim Mixing, denn so muss ich nicht mit dem EQ arbeiten und den Sound der Instrumente verändern.
Normalerweise wird dann noch ein normaler Kompressor mit relativ sanften Einstellungen hinzugefügt. So habe ich die Lautstärke und die Pegel etwas besser unter Kontrolle.
Und wenn mir beim Bass noch etwas Punch fehlt, lasse ich den Kompressor noch etwas mehr arbeiten, mit einer ähnlichen Einstellung wie beim Schlagzeug.
Sättigung oder Overdrive helfen dem Bass auch sehr, vor allem, um ihn auf kleineren Lautsprechern wie Handys hörbar zu machen. Außerdem setzt er sich besser im Mix durch.
Passend dazu: EQing und Kompression des Sub-Basses für einen sauberen Mix
Sonstige Elemente (Gitarre, Piano, Strings, usw)
Für die übrigen Elemente ist es schwierig, eine allgemeine Empfehlung auszusprechen, denn zum einen ist die genaue Instrumentenauswahl für jeden anders, und zum anderen sind die Einstellungen dieser Instrumente manchmal so unterschiedlich, dass es schwierig ist, sie zu verallgemeinern.
Meistens versucht man aber, mit diesen Rhythmusinstrumenten ein breites Stereobild zu erzeugen.
Im Rock/Heavy-Bereich werden Gitarren fast immer doppelt aufgenommen (Double Tracking), mit einer Spur auf der linken und einer auf der rechten Seite, um einen coolen Stereoeffekt zu erzielen.
Klaviere werden auch oft über das Stereobild verteilt, indem man versucht, die tiefen Töne auf einer Seite und die hohen Töne auf der anderen Seite zu haben, genau wie bei echten Klavieren.
Strings und Pads tendieren auch dazu, breit über das Stereobild verteilt zu werden, indem man die Phase der Welle auf einer Seite kurz verzögert – keine Sorge, viele Plugins erledigen das für dich, wie z.B. das Slate Digital Murda Melodies, mein Lieblings-Stereo-Widening-Plugin.
Versuche also, aus solchen Rhythmusinstrumenten ein solides harmonisches Fundament zu bauen, das den Beat von Schlagzeug + Bass gut ergänzt und das Grundgerüst für die Vocals bildet, auf dem gesungen wird.
5. Korrekturen einzelner Spuren, aber mit Betracht auf den gesamten Mix
Nachdem ich die größeren Korrekturen bei den einzelnen Spuren vorgenommen habe, und mein Sound-Design also abgeschlossen ist, beginnt nun das eigentliche Mixing.
In dieser Phase mache ich mir folgende Gedanken:
- Wie interagieren die Audio-Spuren im Mix miteinander?
- Wo stehen Spuren miteinander in Konflikt?
- Was muss besonders im Mix hervorgehoben werden?
- Was fehlt? Wo gibt es Lücken im Mix?
- Wo muss jedes Element im Stereo-Bild stehen?
Mixing mit EQ für kollidierende Frequenzen
Nehmen wir an, wir haben eine Gitarren-Spur und eine Klavier-Spur, wo beide Instrumente in ähnlichen Frequenzbereiche spielen. In diesem Bereich klingt es matschig und unklar, und du willst die beiden Instrumente voneinander trennen.
Dafür benutzt du EQs: Du solltest auf einer der beiden Spuren einen Frequenzbereich finden, der in diesem Lied besonders gut klingt, und diesen ein wenig betonen. Dann solltest du genau denselben Frequenzbereich auf der anderen Spur mit dem EQ reduzieren, um Platz für die andere Spur zu schaffen.
Du könntest diesen Vorgang nun in umgekehrter Reihenfolge wiederholen und eine „Lücke“ in der ersten Spur in einem anderen Frequenzbereich erzeugen und dann die andere Spur in diesem Bereich betonen.
Aber du solltest vorsichtig sein und immer genau hinhören, wenn du zu viel EQing betreibst, denn zu viel EQ kann zu einem unnatürlichen Klang und Phasenproblemen führen.
Panning für Breite im Mix
In dieser Phase lege ich fest, wo jedes Instrument im Stereo-Bild platziert wird. Es gibt einige Regeln, die in 99% der Fälle zutreffen:
- Die Vocals müssen in die Mitte
- Die Kick Drum muss in die Mitte
- Der Bass muss in die Mitte
Auch die Snare liegt meist in der Mitte, aber das ist nicht immer der Fall. Alle anderen Instrumente sind im Stereo-Panorama verteilt. Ich versuche immer, auf der linken Seite die gleiche Anzahl von Instrumenten zu haben wie auf der rechten, damit beide Seiten mehr oder weniger gleich laut sind.
Beim Panning ist es immer wichtig, darauf zu achten, dass du in der Mitte genug Platz für die Vocals lässt. Das gilt für alle Instrumente, die sich ebenfalls in der Mitte befinden – das sollten neben Kick, Bass und Snare möglichst nicht allzu viele sein.
Wenn du aber z.B. einen sehr wichtigen Mono-Synthesizer im Song hast, den du nicht links oder rechts haben willst, weil er eine wichtige tragende Rolle spielt, dann verwende ein Stereo-Widening-Plugin und mache ihn breit. So bleibt in der Mitte Platz für die Vocals.
Kompression + Automation, um die Dynamik im Mix unter Kontrolle zu halten
Wenn du dir alle Spuren anhörst, kann es sein, dass dir auffällt, dass ab und zu irgendetwas zu laut oder zu leise wird.
Der Gitarrist könnte beispielsweise im Refrain etwas zu laut gespielt haben, oder der Schlagzeuger hat die ersten 2 Takte zu leise gespielt, weil er noch unsicher war. Alles schon erlebt.
Dafür gibt es 2 Lösungsansätze:
Kompression
Du kannst den Track einfach komprimieren, um die Unterschiede in der Dynamik auszugleichen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass sie relativ einfach und schnell zu machen ist. Der Nachteil ist jedoch, dass der Klang des Instruments/der Stimme durch einen Kompressor verändert wird, er klingt gequetschter.
Automation
Wenn du stattdessen mit Automation arbeitest, bleibt der Original-Klang der Spur unverändert, und du kriegst trotzdem die leisen und lauten Parts unter Kontrolle.
Der Vorteil dieser Methode ist, dass du 100%ige Kontrolle darüber hast, was genau mit der Dynamik passiert (bei einem Kompressor hast du diese Kontrolle nicht, der Kompressor reagiert auf jedes Wort/jeden Ton anders).
Außerdem bleibt, wie bereits erwähnt, der Klang des Instruments oder der Stimme unverändert und klingt nicht gequetscht, wie bei einem Kompressor.
Der Nachteil dieser Methode ist jedoch, dass sie sehr zeitaufwändig ist. Du musst jeden Teil manuell bearbeiten, es ist kein Selbstläufer. Du hast also nicht immer die Zeit oder der Kunde hat nicht das Budget, um alles manuell zu automatisieren, weshalb viele Produzenten auf den Kompressor zurückgreifen.
Hall für 3D/Tiefe im Mix
Nun kommen wir zum Hall (Reverb). Das ist einer der wichtigsten Effekte, um die Tiefe zu erzeugen, die jeder bei gewissen Instrumente erwartet. Was wären die Adlibs von Travis Scott ohne seinen massiven Hall?
Es gibt keine Regeln fürs Mixing, auch nicht für den Hall. Was ich dir aber sagen kann, ist, dass man als Anfänger dazu neigt, viel zu viel Hall auf die Spuren zu legen. Wenn ich mir meine Mixe vom Anfang meiner Karriere anhöre, ist es das, was mir am meisten auffällt und mich stört.
Der Hall muss da sein, aber so wenig, dass man ihn eigentlich nicht bemerkt. Erst, wenn man die Reverb-Spur mutet, sollte man bemerken, dass vorher der Hall da war – denn dann hast du alles richtig gemacht.
Ich will damit nur sagen, dass du mit dem Hall sehr vorsichtig sein musst, sonst bekommst du schnell einen riesigen Matsch, bei dem alles verschwommen klingt, da alles mit Hall bedeckt ist.
In der Regel lässt man tiefe Instrumente ohne Hall (wie Kick oder Bass), und wendet diesen nur auf Instrumente, die im mittleren und hohen Frequenzbereich spielen.
Viel Hall lässt das Instrument weit weg klingen. Wenig Hall bedeutet, dass das Instrument so klingt, als ob es direkt vor dir stünde. Je nachdem, was du erreichen willst, solltest du dir überlegen, wie viel Hall auf der Spur sein muss:
- Möchte ich, dass der Sänger so klingt, als wäre er auf einem Live-Konzert in einem Fußballstadion? Dann brauche ich auf jeden Fall eine Menge Hall für meine Vocals.
- Oder habe ich ein Liebeslied voller Emotionen und möchte, dass die Vocals so klingen, als würden sie dir ins Ohr flüstern? Dann sollte ich besser keinen oder nur sehr wenig Hall verwenden.
Für den Gesang lohnt es sich, einen Blick auf die Pre-Delay Einstellungen des Halls zu werfen – das ist eine gute Möglichkeit, den Hauptgesang vom Hall zu trennen und den Effekt ein wenig subtiler zu gestalten.
Delay für Tiefe im Mix
Der Delay ist ein kreativer Effekt, den man in vielen Weisen einsetzen kann. Generell kann man sagen, dass Delay auch zur Tiefe des Klangs beiträgt.
Ähnlich wie beim Hall klingen Spuren, die mit einem Delay versehen sind, weiter weg, als wenn sie keinen Delay-Effekt hätten.
Schnelle Delays (z.B. Slapback Delay) klingen ähnlich wie ein Federhall, während Delays mit langen Zeiten so klingen, als würdest du im Grand Canyon schreien und die Echos hören.
Verzögerungen sind gut, um stimmliche Lücken zu füllen. Wenn der Sänger eine Pause in den Part einbaut, kann es cool sein, wenn du die letzten Worte mit einer Verzögerung wiederholst und sie in der Pause klingen lässt.
Und Stereo-Delays mit leicht unterschiedlichen Delay-Zeiten auf der linken und rechten Seite machen deine Spur breiter – ein bisschen davon kann bei Vocals ziemlich cool sein.
Phaser/Flanger für experimentelle Effekte
Phaser und Flanger können auch ziemlich cool sein, wenn du sie von Zeit zu Zeit einsetzt. Du kannst sie auf Gitarren, Klaviere, Synthesizer, Theremin oder sogar Gesang anwenden, um experimentellere Sounds zu erzeugen.
Du musst allerdings sehr vorsichtig sein, denn die Dinge können sehr schnell komisch und seltsam werden. Also immer genau hören, was passiert.
Ich setze den Flanger auch gerne mal bei weiblichen Backing Vocals ein – ich finde, er klingt sehr gut, wenn man ein wenig davon hinzufügt.
Und ich benutze den Phaser gerne bei Gitarren, wenn sie ein bisschen außerirdisch klingen sollen.
6. Mixing – Finale Balance
Jetzt kommt die Phase, in der ich versuche, ausschließlich mit den Fadern zu arbeiten und keine Änderungen an den Einstellungen der Effekte vorzunehmen.
Ich habe ja alle Spuren so, wie ich sie haben will, also muss ich nur noch die Lautstärken verfeinern und balancieren.
Das ist wahrscheinlich der schwierigste Prozess und derjenige, der die meiste Konzentration erfordert. Du musst wirklich sorgfältig auf alles hören, was in deinem Lied passiert.
Oft lohnt es sich, Gruppen aus verschiedenen Spuren zu erstellen (z. B. wenn du das Schlagzeug in 12 Spuren aufgeteilt hast, wie Kick, Snare, Hi-Hat usw.). Du kannst Gruppen aus Schlagzeug, Leadgesang + Backing Vocals, Klavier + Klavier usw. erstellen, also immer da, wo es irgendwie Sinn macht.
Somit musst du später nur noch die Gruppen untereinander mischen, und musst später nur noch mit 5 oder 6 Fadern statt mit 40 arbeiten.
Meistens beginne ich mit dem Schlagzeug. Die Schlagzeugspuren werden zusammengemischt und dann gruppiert.
Dann füge ich mein Bass hinzu und balanciere die beiden Instrumente. Es muss am Ende ein solides Grundgerüst bleiben, auf dem alles andere gut spielen kann.
Dann füge ich alle meine anderen Rhythmusinstrumente und mische alles, sodass ich eine Art Instrumental – also ohne Vocals – habe.
Dann bringe ich die Lead Vocals und die Backing Vocals ein. Und wenn es irgendwo ein Solo auf einem Instrument gibt, kommt er jetzt auch dazu.
Im besten Fall muss ich keinen Schritt mehr zurückgehen und mein Mix ist fertig, aber das ist selten der Fall. Am Ende muss man immer zurückgehen und etwas ändern, bis man 100% zufrieden bist.
Bonus: Kreative Automation
Jetzt, wo der Mix zu 100% steht und ich ihn auf verschiedenen Studiomonitoren getestet habe, gibt es noch eine letzte Sache, die man tun kann, um die Produktion auf die nächste Ebene zu bringen.
Kreative Automation. So nenne ich die Automatisierung, die nicht den Zweck hat, Fehler zu korrigieren (wie bereits erwähnt), sondern die besonders wichtigen Teile des Gesangs (oder des Solos) hervorzuheben.
Ein praktisches Beispiel: Wenn der Gesang in der Bridge des Songs vor der Auflösung zur Strophe einen Höhepunkt hat und der Gesang dort besonders schön ist, würde ich die Automation nutzen, um den Gesang um max. +1dB erhöhen, sodass eine Art Cresscendo entsteht.
Oder wenn ich den allerletzten Refrain des Songs betonen will, kann ich Automation nutzen, um meine Backing Vocals hier lauter zu machen – damit dieser Refrain sofort anders und kraftvoller klingt als die anderen.
Fazit
Meine Empfehlungen sind keine Regeln oder magische Formeln, die überall funktionieren – es sind Techniken, die ich in meiner Karriere oft verwendet habe, weil sich bestimmte Patterns, Fehler und Besonderheiten immer wieder wiederholen.
Letztendlich musst du deine eigene Methode entwickeln, wie du am besten und effizientesten mischen kannst. Und das kriegst du nur mit viel Übung hin!