Was ist ADAT?
ADAT ist die Abkürzung für Alesis Digital Audio Tape und ist eine 1992 von Alesis eingeführte Technologie, die die gleichzeitige digitale Übertragung von 8 Audiospuren über ein einziges Kabel ermöglicht. Ursprünglich diente ADAT der gleichzeitigen Aufzeichnung von acht digitalen Audiospuren auf einem Super-VHS-Magnetband, aber heutzutage wird es für vieles mehr verwendet.
ADAT ist in der Lage, 8 Mono-Spuren mit einer digitalen Auflösung von 24 Bit und 48 kHz in einer Richtung zu übertragen. Die Kabel, die für ADAT-Schnittstellen verwendet werden, heißen TOSlink.
Diese Technologie war aus mehreren Gründen revolutionär:
- Bezahlbarkeit: Bevor ADAT auf den Markt kam, waren digitale Mehrspur-Aufnahmesysteme sehr teuer und damit für viele Musiker und kleinere Studios unbezahlbar. Mit ADAT stand nun eine qualitativ hochwertige, aber relativ günstige Option für die digitale Mehrspuraufnahme zur Verfügung.
- Flexibilität: Die modulare Natur von ADAT ermöglichte es Studios, ihre Spurenanzahl nach Bedarf zu erweitern. Ein kleines Studio konnte mit einer einzigen ADAT-Maschine beginnen und dann, je nach Bedarf und Budget, weitere Maschinen hinzufügen.
- Integration: ADAT verfügte über die digitale optische Schnittstelle, die seitdem zum Standard für die Übertragung von digitalem Audio zwischen professionellen Audiogeräten geworden ist. Dadurch ließ sich ADAT gut mit anderer digitaler Audiotechnik integrieren.
Wozu braucht man ADAT heutzutage?
Heutzutage wird ADAT hauptsächlich verwendet, um die Anzahl der Kanäle im Studio zu erhöhen. Teure Audio Interfaces bieten in der Regel ADAT-Anschlüsse (OPTICAL IN), um die Anzahl der Ein- und Ausgänge zu erhöhen.
Ein Beispiel: Das bekannte Universal Audio Apollo X4 Audio Interface hat zwar nur 4 analoge Eingänge und 6 Ausgänge, da es aber über zusätzliche OPTICAL IN/OUT verfügt, kann man über ADAT weitere 8 Ein- und Ausgänge anschließen.
Dazu braucht man nur ein Gerät wie den Focusrite Scarlett OctoPre, einen 8-fach Preamp + A/D-Wandler mit Ein- und Ausgängen. Er wird einfach mit zwei TOSlink-Kabeln verbunden: den Ausgang des Wandlers mit dem Eingang des Interfaces und den Ausgang des Interfaces mit dem Eingang des Wandlers.
Auf diese Weise würden auch die 12 x 18 Kanäle zur Verfügung stehen, die in der Produktbeschreibung angegeben sind.
Sychronisation über ADAT
Digitale Audiogeräte müssen miteinander synchronisiert sein, d.h. beide Geräte müssen das analoge Audiosignal zum exakt gleichen Zeitpunkt und mit der gleichen Frequenz (Sampling Rate) abtasten.
Dazu müssen zunächst beide Geräte auf die gleiche Abtastrate eingestellt werden. Dann wird eines der beiden Geräte als „Master Clock“ und das andere als „Slave Clock“ definiert, sodass das eine Gerät dem anderen folgt. Normalerweise gibt es Schalter an den Geräten, um die Abtastrate und die Clock-Einstellungen zu ändern, sonst geht das über Software.
In der Regel sollte der A/D-Wandler als Master Clock gewählt werden, was bei uns meistens das Audio Interface ist. Alle anderen Geräte, die über ADAT angeschlossen sind, sollten dann als „Slave Clock“ eingestellt werden.
In größeren Studios mit vielen Geräten werden auch externe Clockgeräte eingesetzt, die nur dazu dienen, ein Clocksignal zu erzeugen und als Masterclock für alle anderen Geräte zu dienen. Diese sind dann über BNC-Kabel miteinander verbunden (meist mit der Bezeichnung „SYNC“).
Audio-Interfaces mit ADAT
Zunächst wird ein Audio Interface benötigt, das die Möglichkeit bietet, Geräte über ADAT anzuschließen, um die Anzahl der Ein- und Ausgänge zu erweitern. Diese Ein- und Ausgänge werden in der Regel mit OPTICAL IN und OPTICAL OUT bezeichnet.
Das Focusrite Scarlett 18i20 ist ein sehr beliebtes ADAT-Audiointerface. Das Interface verfügt selbst über 8 Vorverstärker, kann aber über den OPTICAL IN um weitere 8 Vorverstärker erweitert werden. Da es auch über einen OPTICAL OUT verfügt, kann es auch mit 8 Ausgängen ergänzt werden.
Zu den kleineren Modellen gehören z.B. das MOTU UltraLite mk5 (USB) mit Optical In/Out und das bekannte Universal Audio Apollo Twin (Thunderbolt) mit Optical In. Beides sind tragbare Interfaces, die bei Bedarf erweitert werden können – sehr praktisch, wenn man viel unterwegs ist und trotzdem mehrkanalig aufnehmen muss.
Preamps mit ADAT
Wenn das Interface einen ADAT-Anschluss hat, braucht man noch mindestens die andere Hälfte: einen Vorverstärker, der das analoge Signal verstärkt und digitalisiert, um es dann per ADAT an das Interface zu schicken. Idealerweise sollte dieses Gerät auch analoge Ausgänge haben, sodass man es auch mit dem Interface verbinden kann (natürlich nur, wenn das Interface einen OPTICAL OUT hat).
Es gibt mehrere Audio-Geräte, die für diesen Zweck verwendet werden können. Eines der beliebtesten ist das Focusrite Scarlett OctoPre.
Es bietet 8 Vorverstärker + 8 Line-Ausgänge und ADAT-Verbindungen in beide Richtungen. Es wäre also die perfekte Ergänzung zur Focusrite Scarlett 18i20 oder zum MOTU UltraLite mk5.
Für etwas mehr Geld könnte man auch den Focusrite Clarett+ OctoPre kaufen – die Vorverstärker dort sind qualitativ besser als die der Scarlett, und jeder Vorverstärker bietet zusätzlich noch einen Insert-Point.
Der Behringer ADA8200 Ultragain gehört zu den Topsellern dieser Geräteklasse, was vor allem an dem unschlagbaren Preis für die gute Qualität liegt. Für nur 219 € bekommt man 8 Vorverstärker + 8 analoge Ausgänge, kann also in beiden Richtungen verbunden werden.
Die Vorverstärker sind zwar nicht so hochwertig wie die von Focusrite, aber immer noch mehr als ausreichend für semiprofessionelle Anwendungen.
Wenn man auf der Suche nach erstklassigen Vorverstärkern ist und ein großes Budget hat, dann ist der Neve 1073OPX einer der besten 8-fachen Vorverstärker, die man kaufen kann. Da sind 8 der berühmten Neve 1073 Preamps drin – einer der bestklingenden Preamps der Geschichte – aber das Gerät kostet auch über 4000€.
Bei professionellen Geräten dieser Preisklasse ist meistens kein Wandler eingebaut, d.h. man müsste einen AD-Wandler separat noch dazu kaufen.
AD/DA-Wandler mit ADAT
In professionellen Tonstudios werden Vorverstärker und AD/DA-Wandler getrennt gekauft, da so in beiden Bereichen eine höhere Qualität erzielt werden kann. Natürlich ist der Preis am Ende höher, aber im professionellen Umfeld kommt es auf die Qualität im Detail an, und da können hochwertige Wandler den Unterschied ausmachen.
Ein Wandler der Einstiegsklasse ist der Ferrofish Pulse 16, ein 24 Bit / 96 kHz Wandler mit 16 Ein- und Ausgängen. Hier könnte man z.B. sehr gut den Neve 1073OPX anschließen.
Die insgesamt 8 ADAT-Anschlüsse erlauben die Übertragung von 16 Kanälen in beiden Richtungen mit bis zu 96 kHz Abtastrate.
Ein solches Gerät kann aber nicht direkt an den Computer/Laptop angeschlossen werden, sondern benötigt zusätzlich ein Audio-Interface mit der gleichen Anzahl von ADAT-Eingängen. Dafür ist das RME Digiface USB perfekt – ein Audio-Interface ohne Vorverstärker und Wandler (beides haben wir schon), aber mit 32 Eingangs- und 34 Ausgangskanälen über ADAT.
Wenn es Audio-Interfaces gibt, die alles in einem enthalten, braucht man dann all diese Geräte?
Die Frage ist berechtigt: Nein, das ist nicht nötig. Ein Audiointerface kann alles in einem enthalten, den Vorverstärker, die Wandler und das Interface selbst. Wenn man allerdings mehrere Vorverstärker der höheren Preisklasse verwenden möchte, muss man diese extern über ADAT anschließen. Es ist also nur für Profis notwendig, die auch ein Budget von mindestens 5000-6000€ haben, um Vorverstärker + Wandler + Interface zu kaufen.
Ein praktisches Beispiel: So verbindet man digitale Audiogeräte über ADAT
Ich werde jetzt ein praktisches Beispiel zeigen. Ich habe in meinem Studio ein RME HDSP 9652 PCI Audio Interface mit 3x ADAT I/O, das ich mit einem Focusrite Scarlett Octopre Dynamic und zwei Behringer ADA8200 verbinden werde. Das gleiche kann man aber auch mit jedem anderen Audio Interface machen, das ADAT Ein- und Ausgänge hat.
Zuerst verbinden wir mit zwei Toslink-Kabeln den ADAT-Ausgang des Vorverstärkers mit dem Eingang des Interfaces und den ADAT-Eingang des Vorverstärkers mit dem Ausgang des Interfaces.
Wenn das Interface mehr Eingänge hat, kannst du alle deine Vorverstärker/Wandler so an die restlichen ADAT-Eingänge anschliessen. In meinem Fall sieht das so aus:
Als Nächstes muss die Abtastrate in allen Geräten auf den gleichen Wert eingestellt werden. In den meisten Vorverstärkern gibt es dafür Tasten:
Bei Interfaces wird die Abtastrate in der Regel über den Treiber bzw. die Software eingestellt.
Dann müssen wir am Focusrite OctoPre die SYNC-Einstellung „ADAT“ wählen, damit der Scarlett als Clock-Slave fungiert und das Clock-Signal über ADAT vom Interface empfängt.
Bei den Behringer Vorverstärkern gilt das gleiche, auf der Rückseite muss die Clock-Einstellung „ADAT IN“ gewählt werden. Damit wird sichergestellt, dass alle Vorverstärker als Slave arbeiten und das Audio Interface als Master die Signale über ADAT an alle Vorverstärker sendet.
ADAT in weiteren Audio-Geräte
Es gibt auch andere Audiogeräte, die über ADAT-Anschlüsse verfügen. Sehr interessant sind die 500er Racks, die mit solchen digitalen Ein- und Ausgängen ausgestattet sind.
Sie sind nicht besonders billig, bieten aber natürlich den Vorteil einer sehr modularen und in der Zukunft erweiterbaren Konfiguration, die mit verschiedenen Vorverstärkern unterschiedlicher Hersteller bestückt werden kann.
Ein gutes Beispiel ist das Heritage Audio OST-8 ADAT, ein Gehäuse für bis zu acht 500er Module, das über einen eingebauten AD-Wandler verfügt und über ADAT an ein Interface angeschlossen werden kann.
Man könnte z.B. 2 Neve 1073 Vorverstärker, 2 SSL Vorverstärker, 2 API Vorverstärker und 2 Heritage Audio Vorverstärker einbauen. So hätte man eine traumhafte Kombination von 8 verschiedenen Vorverstärkern, anstatt 8 mal das Gleiche zu haben.
Der Cranborne Audio 500ADAT ist etwas teurer, hat aber zusätzlich einen ADAT-Eingang, also einen Digital-Analog-Wandler. Damit stehen weitere 8 Ausgänge zur Verfügung, sodass die Box direkt an Studiomonitore angeschlossen werden kann.
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