Das Reverb-Pedal (auch Hall-Effekt genannt) kann verschiedene Räume simulieren, von kleinen Zimmern bis hin zu großen Hallen, aber auch metallische Klänge wie Feder- oder Platenhall. Er verleiht der Musik räumliche Tiefe und Atmosphäre und simuliert so den Klang, der entsteht, wenn die Schallwellen des Instruments von den Wänden reflektiert werden, bevor sie den Zuhörer erreichen. Der Halleffelt vermittelt den Eindruck, das Instrument sei weit entfernt.
Eine E-Gitarre klingt ohne Reverb sehr trocken und sogar etwas unnatürlich, deshalb haben fast alle modernen Gitarrenverstärker einen eingebauten Hall. Die meisten Verstärker haben einen Federhall – eine spezielle Art von Hall, der mit Federn erzeugt wird und sehr metallisch klingt. Für E-Gitarren ist das eigentlich ganz gut, aber wenn man einen etwas natürlicheren Hall haben möchte, wie zum Beispiel einen Raumhall, muss man oft auf Reverb-Pedale zurückgreifen.
Mittlerweile gibt es weit über 100 verschiedene Reverb-Pedale für E-Gitarre auf dem Markt – da kann die Auswahl schon mal schwer fallen. Um die Auswahl zu erleichtern, haben wir diesen Ratgeber zusammengestellt.
Kurz und knapp: Welches Reverb-Pedal ist das Beste?
Das beste Reverb-Pedal ist das Strymon Big Sky, weil es unglaublich gut und realistisch klingt, da Strymon einige der besten Hallalgorithmen entwickelt. Das Boss RV-500 klingt ebenfalls sehr gut und realistisch und bietet auch einige Vintage-Simulationen, die sehr nützlich sein können.
Wenn man ein kleineres Budget hat, ist das TC Electronic Hall of Fame 2 das Pedal mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Reverbs klingen sehr gut und man kann es dank der TonePrint App mit sehr vielen Presets erweitern.
Strymon Big Sky
SPEZIFIKATIONEN
Reverb-Typen: 12
Parameter: Reverb-Type, Value, Decay, Pre-Delay, Mix, Tone, Parameter 1+ 2 (unterschiedlich bei jeder Reverb-Art), Modulation
Eingänge/Ausgänge: Stereo-Eingang, Stereo-Ausgang, Expression Pedal, MIDI In/Out
Bypass: True Bypass
Analog/Digital: Digital
LINK
Strymon Big Sky (489€)
WAS SPRICHT DAFÜR?
- Einige der besten Hall-Algorithmen auf dem Markt
- Reverb klingt sehr realistisch
- Sehr umfangreiche Hallraumgestaltung möglich
- MIDI-Anschluss zur Steuerung über DAW
WAS SPRICHT DAGEGEN?
- Teuer
An erster Stelle in diesem Vergleich steht das Strymon Big Sky, das meiner Meinung nach das beste Reverb-Pedal überhaupt ist. Es bietet 12 verschiedene Reverbs und alle sind in einer unglaublich guten Studioqualität. Das Pedal ist daher sowohl für Gitarristen als auch für Produzenten geeignet, da die Reverb-Effekte besser klingen als die meisten Plugins.
Man kann alle möglichen Parameter des Reverbs einstellen (Decay, Pre-Delay, Mix, Tone, Modulation, und vieles mehr) und so Räume erzeugen, die zu 100 Prozent den eigenen Vorstellungen entsprechen. Von natürlichen Räumen über große Hallen bis hin zu metallischen Spring- und Plate-Reverbs ist alles in diesem Halleffekt enthalten.
Das Pedal verfügt sogar über eine Freeze-Funktion, die die Nachhallzeit des Reverbs ins Unendliche treibt, so dass der Hall nie aufhört, solange man das Pedal drückt. Das ist super, um Dynamik in bestimmte Passagen zu bringen. Nimmt man den Fuß vom Pedal, stoppt der Hall sofort.
Das Pedal kann bis zu 300 Presets speichern, was für jeden mehr als genug sein sollte. Das Gerät verfügt über MIDI-Ein- und Ausgänge, so dass es perfekt an die DAW angeschlossen werden kann und die Parameter über die DAW gesteuert und automatisiert werden können – ein Traum für Produzenten!
Strymon ist bekannt für seine unglaubliche Forschung im Bereich der Reverb-Algorithmen, was dazu geführt hat, dass sie die besten Reverb-Algorithmen auf dem Markt entwickelt haben. Deshalb klingen die Strymon Reverb Pedale am besten und natürlichsten von allen Pedalen – und das sage nicht ich, sondern das ist ein allgemeiner Konsens in der Musikwelt. Ich bin fast vom Stuhl gefallen, als ich dieses Pedal zum ersten Mal gehört habe.
Der Preis von knapp 500 Euro ist allerdings recht hoch – aber meiner Meinung nach völlig nachvollziehbar. Hall-Pedale sind in der Regel die teuersten Effekte überhaupt, weil die Hall-Algorithmen so komplex sind. Und wenn man das Beste vom Besten haben will, muss man auch etwas tiefer in die Tasche greifen.
TC Electronic Hall of Fame 2
SPEZIFIKATIONEN
Reverb-Typen: 8 (+ 3 Erweiterungen über TonePrint)
Parameter: Reverb-Type, Decay, Tone, Level,
Eingänge/Ausgänge: Stereo-Eingang, Stereo-Ausgang
Bypass: True Bypass
Analog/Digital: Digital
LINK
TC Electronic Hall of Fame 2 (155€)
WAS SPRICHT DAFÜR?
- Sehr gute Reverbs zu einem sehr günstigen Preis
- Sehr viele Presets über TonePrint verfügbar
- Fußschalter mit der Funktion eines Expression Controllers
WAS SPRICHT DAGEGEN?
- –
Wenn es um das Preis-Leistungs-Verhältnis geht, ist das TC Electronic Hall of Fame 2 der klare Gewinner. Denn dieses Pedal bietet neben seinen 8 Reverbs auch die Möglichkeit, über die TonePrint App externe Reverbs herunterzuladen und zu installieren oder sogar eigene Presets mit weit mehr Parametern zu erstellen, als am Pedal vorhanden sind.
Über die TonePrint App findet man sehr viele Presets, die TC Electronic in Zusammenarbeit mit bekannten Gitarristen erstellt hat. Diese lassen sich dann einfach über das Handy installieren und über den Reverb-Modus-Regler auf den drei freien Slots nutzen. Das ergibt praktisch unendliche Möglichkeiten der Klanggestaltung!
Die Reverb-Effekte klingen sehr gut – zwar nicht so natürlich wie die von Strymon, aber für Gitarristen völlig ausreichend. Sie reichen von subtil und kaum wahrnehmbar bis hin zu völlig abgefahrenen Reverbs mit Modulationen, die klingen, als würde man die E-Gitarre im Weltall spielen.
Ein tolles Feature ist, dass der Fußschalter auch eine Art Expression-Controller ist. Dank der MASH-Technologie ist der Fußschalter drucksensitiv – er funktioniert also wie ein Expression-Pedal, aber statt nach oben oder unten zu gehen, muss man ihn stärker oder schwächer drücken. So kann man zum Beispiel die Decay-Zeit mit dem Controller koppeln und während des Spielens dynamisch verändern. Drückt man dann fest, klingt das Gerät länger aus, drückt man nur leicht, ist die Ausklingzeit sehr kurz.
Mit einem Verkaufspreis von nur 155 Euro ist dieses Reverb-Pedal ein echtes Schnäppchen – ich kann es jedem Gitarristen, der nicht so tief in die Tasche greifen will, bedenkenlos empfehlen. Ich selbst besitze die erste Version des Pedals (TC Electronic Hall of Fame 1) seit 2018 und bin immer noch begeistert.
Boss RV-500
SPEZIFIKATIONEN
Reverb-Typen: 12
Parameter: Time-Value, Pre-Delay, Effect Level, Low, High, Weitere Parameter über Kombinationen verfügbar
Eingänge/Ausgänge: Stereo-Eingang, Stereo-Ausgang, Expression Pedal, USB, MIDI In/Out
Bypass: True Bypass
Analog/Digital: Digital
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Boss RV-500 Reverb (438€)
WAS SPRICHT DAFÜR?
- 12 verschiedene Reverb-Algorhtihmen, die alle sehr realistisch klingen
- 297 Preset-Speicherplätze
- Delay inklusive
- True oder Buffered Bypass wählbar
WAS SPRICHT DAGEGEN?
- Die Bedienung kann unter Umständen etwas umständlich sein, da nicht alle Parameter direkt zur Verfügung stehen
Diese Reverb-Station von Boss ist äußerst leistungsstark. Ähnlich wie der Stymon Timeline bietet das Pedal 12 verschiedene Reverb-Effekte und 297 Speicherplätze für eigene Presets. Und alle Reverbs klingen unglaublich gut! Neben den üblichen Reverb-Typen (Hall, Room, Plate) finden sich auch Simulationen klassischer Roland-Geräte wie das RE-201 Spache Echo.
Dieses Hallgerät bietet die Möglichkeit, zwei Halleffekte zu kombinieren und gleichzeitig zu nutzen. Man kann entweder beide Ein- und Ausgänge in Mono betreiben, um zwei getrennte Kanäle mit jeweils eigenem Hall zu haben (z.B. wenn man zwei Gitarren an das Gerät anschließt und jeder Gitarre einen eigenen Hall geben möchte). Es ist aber auch möglich, beide Reverbs auf einen Kanal zu legen und so komplexe Reverbs zu erzeugen.
Das Gerät bietet die Möglichkeit, zwischen echtem Bypass und Buffered Bypass zu wählen (Buffered Bypass ist besser, wenn man lange Kabel verwendet) – ein Feature, das nur wenige Pedale bieten. Praktisch ist auch die wählbare Carryover-Funktion, mit der der Hall auch nach dem Ausschalten des Gerätes oder nach dem Wechsel zu einem anderen Preset weiterklingt.
Dank des leistungsfähigen DSP-Prozessors verfügt jeder Reverb-Modus auch über ein zuschaltbares digitales Delay, das erstaunlich gut klingt!
Einziges kleines Manko ist, dass die Einstellung des Reverbs manchmal etwas umständlich sein kann, da viele Parameter nicht direkt als Drehregler am Pedal physisch vorhanden sind, sondern über verschiedene Tastenkombinationen angewählt werden müssen. Aber auch das sollte mit etwas Erfahrung kein Problem darstellen.
Erfreulicherweise verfügt das Gerät über einen USB-Anschluss, sodass man die Reverbs mit dem RV-500 Editor am Computer/Laptop erstellen kann, was die Arbeit natürlich enorm erleichtert. Mit einem Verkaufspreis von 438 € ist dieses Reverb-Pedal nicht gerade billig, dafür bietet es aber auch eine Menge toller Features.
Universal Audio UAFX Golden Reverberator
SPEZIFIKATIONEN
Reverb-Typen: 3
Parameter: Decay, Pre-Delay, Mix, Bass, Treble, Modulation, Switch zur Auswahl des Reverbs, A/B/C-Preset-Schalter
Eingänge/Ausgänge: Stereo-Eingang, Stereo-Ausgang, USB-C
Bypass: True oder Buffered Bypass
Analog/Digital: Digital
LINK
WAS SPRICHT DAFÜR?
- Sehr realistische Nachbildung 3 klassischer Reverb-Geräten
- Sehr guter Klang
- Regelung für Bass und Treble direkt griffbereit
WAS SPRICHT DAGEGEN?
- Für nur 3 Reverbs ist der Preis etwas hoch
Universal Audio ist bekannt dafür, einige der besten digitalen Emulationen von klassischer Audio-Hardware zu produzieren – dementsprechend haben sie auch einige der besten Algorithmen entwickelt, um diese Effekte zu erzeugen. Der Universal Audio UAFX Golden Reverberator enthält einige dieser Reverb-Algorithmen und bietet insgesamt 9 verschiedene Reverbs.
Dazu gehören ein Federhall, der den Fender Federhall eines Röhrenverstärkers von 1965 simuliert, ein Plate-Reverb aus den 50er Jahren und eine Lexicon 224 Raumhall-Simulation. Jeder Hall hat dann 3 verschiedene Presets, was insgesamt 9 verschiedene Presets ergibt. Zusätzlich können über die App 3 weitere Presets installiert werden.
Das Pedal bietet sehr viele Möglichkeiten, den Klang zu formen: Neben den üblichen Reglern für Decay Time, Pre-Delay und Mix gibt es Regler für Bass und Treble, mit denen man die Höhen und Tiefen anheben oder absenken kann. Und dann gibt es noch die Möglichkeit, den Hall zu modulieren.
Ich kann dieses Pedal jedem empfehlen, der diese 3 Arten von Hall besonders mag. Das Pedal ist nicht so vielseitig wie andere in dieser Preisklasse, weil es eben nur diese 3 Reverb-Typen kann. Aber das macht es hervorragend – bessere Emulationen wird man nicht finden. Wenn du also diese Reverbs kennst und gerne damit arbeitest, gibt es kein besseres Pedal.
Boss RV-6
SPEZIFIKATIONEN
Reverb-Typen: 8
Parameter: Effect Level, Tone, Time
Eingänge/Ausgänge: Stereo-Eingang, Stereo-Ausgang, Expression Pedal
Bypass: Buffered Bypass
Analog/Digital: Digital
LINK
Boss RV-6 (179€)
WAS SPRICHT DAFÜR?
- Sehr gute Qualität der Reverbs
- Kompaktes und robustes Pedal
- Sehr guter Preis
WAS SPRICHT DAGEGEN?
- Federhall klingt künstlich
Der Boss RV-6 ist ein großartiger digitaler Reverb im klassischen kleinen Boss-Format, der zwar klein, aber vollgepackt mit Funktionen ist. Es bietet insgesamt 8 verschiedene Reverb-Modi, einen Mix-Regler, einen Decay-Regler und einen Tone-Regler (heller/dunkler) – damit kann man schon sehr viele verschiedene Sounds erzeugen. Ich würde sogar sagen, dass dieses Pedal das beste Preis-Leistungs-Verhältnis hat.
Alle Reverbs klingen erstaunlich gut und sehr realistisch – nur bei extremen Einstellungen wirken sie unnatürlich, aber das ist bei allen Reverbs der Fall. Etwas Besonderes ist der Shimmer-Modus, der mehrere Stimmen in höheren Oktaven erzeugt und das Reverb-Signal wie einen Chorus wirken lässt. Der Modulationsmodus fügt dem Klang Bewegung hinzu, und der Dynamic Reverb-Modus reagiert dynamisch auf das Spielen (je höher der Schalldruckpegel, desto lauter der Hall).
Ein Expression-Pedal kann angeschlossen werden, um die Intensität/Lautstärke des Reverbs während des Spielens dynamisch zu steuern. Das Pedal ist, wie alle anderen Boss-Pedale, sehr robust, um jahrzehntelang im Proberaum, auf der Bühne und im Studio seinen Dienst zu leisten.
Das einzige Manko ist der Federhall, der nicht besonders gut oder realistisch klingt. Das ist aber oft bei digitalen Emulationen der Fall, die den Federhall meist nicht realistisch nachbilden können. Deshalb gibt es analoge Federhall-Pedale, die in diesem Bereich viel besser klingen.
Für die Menge an Reverbs und die sehr gute Qualität der Halleffekte ist der Preis von 179€ aber ein echtes Schnäppchen.
Eventide Space
SPEZIFIKATIONEN
Reverb-Typen: 12
Parameter: Mix, Decay, Size, Delay, EQ Low, EQ High, Preset-Wähler, FX-Mix, Contour, Xknob, Yknob
Eingänge/Ausgänge: Stereo-Eingang, Stereo-Ausgang, Expression Pedal, Aux Switch, USB, MIDI In/Out
Bypass: True Bypass
Analog/Digital: Digital
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Eventide Space (457€)
WAS SPRICHT DAFÜR?
- Sehr vielseitig: viele Reverb-Typen und umfangreiche Parametersteuerung
- Alle Parameter sind direkt griffbereit
- 100 Presets
WAS SPRICHT DAGEGEN?
- Teuer
Diese Reverb Station von Eventide lässt keine Wünsche offen: Mit insgesamt 12 verschiedenen Reverbs, 100 Presets und 11 Drehreglern kann man einfach und unkompliziert den Sound so gestalten, wie man ihn sich vorstellt. Sehr praktisch ist, dass die Drehregler physisch vorhanden sind und nicht über Menüs angewählt werden müssen – man kann also alle Einstellparameter direkt sehen und bewegen.
Und dieses Reverb-Pedal bietet einige Parameter: Neben den Standardparametern Mix, Decay und Delay gibt es einen Size-Regler, mit dem man die Größe des simulierten Raums, Plates oder Spring vergrößern oder verkleinern kann – sehr praktisch, wenn man im Studio sehr präzise arbeitet! Außerdem gibt es einen Equalizer mit Reglern für Höhen, Bässe und in einigen Reverb-Modi sogar für die Mitten!
Ich sage manchmal, weil einige Drehregler ihre Funktion je nach Reverb-Typ ändern. Zum Beispiel steuert der Contour-Regler im Hall-Modus die Mitten, im Room-Modus aber die Höhen des Cutoff-EQs. Die Xnob-, Ynob- und FXMix-Taster verhalten sich ähnlich – ihre Funktion variiert je nach Modus. Alle Funktionen sind hier zu finden.
Das Pedal arbeitet in Stereo, hat einen Expression-Pedal-Eingang zur Steuerung aller Parameter über ein Expression-Pedal und einen USB-Anschluss für Software-Updates am Computer. Ein tolles Extra ist die Möglichkeit, den Eingangspegel zwischen Gitarren- und Line-Pegel umzuschalten. Sehr praktisch, wenn man das Pedal mit Synthesizern verwenden will, da diese normalerweise mit Line-Pegel arbeiten.
Electro Harmonix Oceans 12 Reverb
SPEZIFIKATIONEN
Reverb-Typen: 12
Parameter: FX Level/Infinite Level, Pre-Delay/Send Level, Time/Lo-Fi, Tone/Tide, Expression Mode, Moment, Tails, Mode-Selector
Eingänge/Ausgänge: Stereo-Eingang, Stereo-Ausgang, Expression Pedal/Foot Switch
Bypass: True Bypass
Analog/Digital: Digital
LINK
WAS SPRICHT DAFÜR?
- Umfangreiche aber einfache Parametersteuerung
- Zwei Reverb-Engines, die getrennt oder zusammen benutzt werden können
WAS SPRICHT DAGEGEN?
- –
Das Oceans 12 Reverb von Electro Harmonix basiert auf dem beliebten Reverb-Pedal Oceans 11, bietet aber noch mehr Funktionen. Es verfügt über zwei Reverb-Engines, die entweder getrennt auf zwei Monosignale oder zusammen auf ein Stereosignal angewendet werden können. Dadurch wirkt der Hall bei Stereosignalen viel realistischer und das Stereobild ist sehr schön und breit.
Das Pedal verfügt über 12 verschiedene Reverb-Modi und 24 Presets. Es bietet die üblichen Regler für FX Level, Pre-Delay, Decay-Time und Tone, aber auch viele andere interessante Parameter, wie z.B. Lo-Fi, der die Dichte und Diffusion des Reverbs reduziert. Das ergibt einen „billigeren“ Sound, der für bestimmte Situationen sehr gut sein kann. Oder Tide, der die Modulation der Stereobreite steuert und damit noch breitere Halleffekte erzeugen kann.
Dann gibt es noch zwei Regler, die je nach Reverb-Typ unterschiedliche Funktionen haben. Man kann auch die Reverb Tails direkt an der Frontplatte ein- und ausschalten (ist Tails an, bleibt der Halleffekt auch beim Ausschalten des Pedals erhalten).
Das Pedal bietet natürlich Stereo-Ein- und Ausgänge, wobei man im Monobetrieb jeweils einen Ein- und Ausgang als FX-Send und FX-Return verwenden kann (der Sinn dahinter erschließt sich mir nicht, aber die Möglichkeit besteht!). Man kann ein Expression-Pedal anschließen, um jeden Parameter dynamisch zu steuern.
Wem das alles zu viel ist, der kann sich für den kleinen Bruder, den Electro Harmonix Oceans 11 Reverb entscheiden, der nur eine Reverb-Engine hat und daher nur in Mono funktioniert. Er bietet auch viel weniger Einstellparameter, kostet aber auch 69€ weniger.
Danelectro DSR-1 Spring King
SPEZIFIKATIONEN
Reverb-Typen: 1
Parameter: Volume, Tone, Reverb
Eingänge/Ausgänge: Mono-Eingang, Mono-Ausgang
Bypass: True Bypass
Analog/Digital: Analog
LINK
Danelectro DSR-1 Spring King (129€)
WAS SPRICHT DAFÜR?
- Echter analoger Federhall mit sehr schönen Klang
- Besserer Federhall-Klang als alle anderen digitalen Simulationen
- Kick-Pad ermöglicht Scheppereffekt
WAS SPRICHT DAGEGEN?
- Sehr begrenzt – kann nur eine Art von Reverb
- Keine Möglichkeit, die Decay-Zeit zu ändern
Kommen wir nun zum ersten analogen Federhall auf dieser Liste, dem Danelectro DSR-1 Spring King. Dieses Reverb-Pedal hat einen echten Federhall eingebaut, und genau deshalb klingt es so erstaunlich gut. Es klingt wie die klassischen Verstärker, die einen eingebauten Federhall hatten. Man hört sogar den Scheppereffekt, wenn man das Pedal schüttelt. Das Pedal hat sogar ein „Kick-Pad“, auf das man schlagen kann, um genau diesen Sound zu erzeugen.
Das Spring King hat relativ wenige Einstellparameter, aber das liegt einfach daran, dass es analog ist. Zum Beispiel kann man die Decay-Zeit nicht einstellen – sie wird durch die physische Länge der Feder bestimmt. Es gibt nur Regler für Volume (bestimmt, wie viel Gitarrensignal in den Federhall geschickt wird), Tone (eine Art Tiefpassfilter) und Reverb (regelt die Lautstärke des Federhalls).
Der Tone-Regler ist sehr nützlich, um die hohen Frequenzen des Federhalls bei Bedarf etwas zu dämpfen. Diese hohen Frequenzen sind bei analogen Federhallgeräten oft etwas störend. Der Sound geht in Richtung Vintage und erinnert an Surfer-Rock-Musik der 50er-70er Jahre.
Das Pedal ist recht stabil – aber das muss es auch sein, denn es soll ja auch ab und zu „getreten“ werden, wenn man den Scheppereffekt erzeugen will. Es hat nur einen Mono-Eingang und einen Mono-Ausgang, mehr nicht. Das Pedal klingt besonders gut mit E-Gitarren, aber auch mit Synthesizern und Keyboards. Es fügt dem sonst synthetischen Klang eines Synthesizers ein analoges Vintage-Flair hinzu.
Strymon Nightsky Reverb
SPEZIFIKATIONEN
Reverb-Typen: 3
Parameter: Decay-Length, Size/Pitch, Texture-Auswahl, Low Cut, High Cut, Filter-Type, Voice-Interval, Shimmer, Reverb-Mix, Dry-Mix, Modulation-Speed, Modulation-Depth
Eingänge/Ausgänge: Stereo-Eingang, Stereo-Ausgang, Expression-Pedal, Mini-USB, MIDI In/Out
Bypass: True Bypass (Buffered im Trails-Mode)
Analog/Digital: Digital
LINK
Strymon Nightsky Reverb (469€)
WAS SPRICHT DAFÜR?
- Unvergleichbare Kontrolle der Parameter
- Extrem guter und realistischer Klang
- Experimentelle Klänge möglich
WAS SPRICHT DAGEGEN?
- Die Bedienung ist anfangs etwas komplex und erfordert eine gewisse Einarbeitungszeit
Dieses Pedal von Strymon kombiniert die besten Eigenschaften des Big Sky, dem Bestseller von Strymon, mit sehr innovativen und experimentellen Features. Das Pedal bietet 3 verschiedene Reverb-Modi: Sparse ist ein Tap-Delay mit Reverb, Dense geht in Richtung Plate-Reverb und Diffuse ist eher ein Ambience-Reverb.
Mit insgesamt 10 Reglern und zahlreichen Knöpfen und LEDs wirkt das Pedal etwas einschüchternd, aber bei genauerem Hinsehen ergibt alles einen Sinn. Sie sind in 5 Sektionen aufgeteilt: Mod, Deay, Mix, Tone und Voice.
Mit der MOD-Sektion kann man komplexe Modulationen erzeugen – man kann den Reverb, die Tonhöhe oder den EQ modulieren. In der DECAY-Sektion kann man die Nachhallzeit und die Größe des simulierten Raumes genau einstellen. Die TONE-Sektion enthält einen EQ mit zwei Filtern, einem Hochpass- und einem Tiefpassfilter. Damit kann die Klangfarbe des Nachhalls sehr genau eingestellt werden.
In der VOICE-Sektion kann man drei verschiedene Effekte einschalten und steuern: SHIMMER (Pitch-Shift des Reverbs), GLIMMER (Betonung der Obertöne im oberen Frequenzbereich) und DRIVE (Verzerrung des Reverbs). Damit lassen sich ziemlich abgefahrene Halleffekte erzeugen, die alles andere als natürlich klingen können.
Und dann gibt es natürlich noch die MIX-Sektion, in der man die Lautstärke des Direktsignals und des Reverbs genau einstellen kann. Schließlich gibt es noch einen Sequencer, in dem man in 8 Schritten verschiedene Intensitäten für Size und Pitch einstellen kann. Sehr innovativ und vielleicht auch nützlich, aber die meisten Leute werden das nicht brauchen. Es gibt auch ohne Sequencer genug Einstellmöglichkeiten.
Meris Mercury 7 Reverb Pedal
SPEZIFIKATIONEN
Reverb-Typen: 2
Parameter: Space Decay, Modulate, mix, Lo Frequency, High Frequency, Pitch Vector
Eingänge/Ausgänge: Stereo-Eingang, Stereo-Ausgang, Expression-Pedal
Bypass: True oder Buffered Bypass
Analog/Digital: Digital
LINK
Meris Mercury 7 Reverb Pedal (349€)
WAS SPRICHT DAFÜR?
- Tolle riesige Reverbs im Blade-Runner-Style
- Umfangreiche und einfache Parameterkontrolle
WAS SPRICHT DAGEGEN?
- Nicht besonders vielseitig
Meris, eine junge Firma aus Los Angeles, hat mit ihrem Mercury 7 Reverb Pedal ein großartiges Gerät auf den Markt gebracht. Hinter Meris stehen Gründer mit beeindruckender Erfahrung aus ihrer Zeit bei Branchenriesen wie Line6 und Strymon, was der Firma eine solide Basis für Innovationen gibt.
Inspiriert von den legendären Reverbs aus dem Kultfilm „Bladerunner“ bietet der Mercury 7 eine Palette an Sounds, die von subtil und zurückhaltend bis hin zu weiträumig und dynamisch reicht. Es bietet zwar nur zwei Reverb-Modi, einen Plate-Reverb und einen Cathedral-Reverb, aber damit lässt sich schon eine Menge anstellen.
Fast alle Parameter des Reverbs lassen sich einstellen: Nachhallzeit, Predelay, Dichte, Dry/Wet-Mix und getrennte Nachhallzeiten für hohe und tiefe Frequenzen. Jeder einzelne Regler ist doppelt belegt – die zweite Funktion wird aktiviert, indem man die Alt-Taste gedrückt hält. Darüber hinaus verfügt das Pedal über ein einstellbares Vibrato und den innovativen „Pitch Vector“, der Effekte wie Pitch Drift und Shimmer ermöglicht.
Zusätzlich bietet das Pedal die Möglichkeit, die Einstellungen mit einem Expression Pedal zu morphen, was eine dynamische Kontrolle des Sounds in Echtzeit ermöglicht. Die Doppelfunktion der Regler über die Alt-Taste mag zunächst eine Herausforderung darstellen – zumal keine Namen hinterlegt sind – doch der relativ direkte Zugriff auf die Parameter fördert den intuitiven und kreativen Umgang mit dem Effektgerät.
Was genau macht ein Reverb-Pedal?
Ein Reverb-Pedal ist ein Effektgerät für Musiker, insbesondere Gitarristen, das den Raumklang oder Nachhall (Reverb) eines Signals künstlich erzeugt oder nachbildet. Der Zweck eines Reverb-Pedals besteht darin, dem ursprünglichen Klang eine räumliche Dimension hinzuzufügen, wodurch der Klang voller, breiter und oft auch atmosphärischer wird. Dieser Effekt kann dazu beitragen, dass Musik lebendiger und emotionaler klingt, als ob sie in einem realen Raum oder einer realen Umgebung gespielt würde.
Dies ist besonders wichtig bei Studioaufnahmen, da das Mikrofon fast immer sehr nah an der Schallquelle platziert wird. Dadurch klingt das Instrument extrem trocken und für unsere Ohren eher unnatürlich, da wir auch gewohnt sind, Instrumente + Reflexionen aus den Wänden, Boden und Decke zu hören und selten das Instrument so trocken hören.
Mit einem Halleffekt “ bringt man das Instrument in den Raum “ und es klingt entsprechend natürlicher, da genau diese Schallreflexionen simuliert werden.
An welcher Stelle der Effektkette kommt der Reverb-Pedal?
Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden, da es keine „richtige“ Position gibt. In der Regel wird das Reverb-Pedal ganz am Ende der Kette stehen, im besten Fall sollte das Pedal über einen FX-Send-Loop direkt mit dem Gitarrenverstärker verbunden sein. Wenn der Verstärker keinen hat, dann einfach als letztes Pedal vor dem Verstärker.
Das Problem ist dann aber, dass der Hall selbst auch verzerrt wird, wenn man die Verzerrung im Amp aufdreht, und das will man in der Regel nicht. Wenn die Verzerrung aber durch ein Distortion-Pedal erzeugt wird, dann ist das kein Problem, weil dieses Pedal vor dem Hallpedal kommt.
Wenn hinter dem Reverb noch irgendein Effekt wäre, dann würde dieser Effekt auch den Hall beeinflussen, und das ist normalerweise nicht erwünscht. Manchmal ist das aber der Fall – zum Beispiel kann ein Phaser nach dem Reverb sehr „spacige“ Sounds erzeugen, die aber alles andere als natürlich klingen. Wenn der Hall natürlich klingen soll, sollte er ganz am Ende der Kette stehen.
Welche Arten von Reverb gibt es?
Es gibt mehrere Arten von Reverb, die jeweils unterschiedliche akustische Umgebungen und Klangeigenschaften simulieren. Diese Vielfalt ermöglicht es uns Musikern und Produzenten, den gewünschten räumlichen Effekt für jede Aufnahmen oder Live-Performances zu wählen.
- Room Reverb: Simuliert die Akustik kleiner bis mittelgroßer Räume. Room Reverbs können von engen und intimen Räumen bis zu etwas größeren und offeneren Räumen reichen. Sie eignen sich gut, um einem Signal ein Raumgefühl zu verleihen, ohne es zu überwältigen.
- Hall Reverb: Imitiert den Nachhall in großen Räumen wie Konzertsälen oder Kathedralen. Hall Reverbs sind typischerweise länger und reicher an Reflexionen, was eine großzügige räumliche Tiefe und eine majestätische Atmosphäre erzeugt.
- Plate Reverb: Basiert auf der Technik, Schallwellen durch eine große, dünne Metallplatte zu schicken, um einen Nachhall zu erzeugen. Plate Reverb liefert einen glatten und dichten Klang, der besonders bei der Musikproduktion für Gesang und Schlaginstrumente beliebt ist.
- Spring Reverb: Nutzt die Resonanz von Metallfedern zur Erzeugung von Halleffekten. Spring Reverbs haben einen charakteristischen „boingy“ Klang, der oft mit Gitarrenverstärkern und Surfmusik in Verbindung gebracht wird. Sie klingen lebendig und metallisch.
- Chamber Reverb: Simuliert den Klang von Musik, die in einer speziell konstruierten Kammer mit reflektierenden Wänden gespielt wird. Chamber Reverbs erzeugen einen warmen und natürlichen Nachhall, der in vielen klassischen Aufnahmen zu finden ist.
- Cathedral Reverb: Eine spezielle Form des Reverbs, die speziell entwickelt wurde, um die gewaltigen und beeindruckenden akustischen Eigenschaften von Kathedralen zu reproduzieren. Cathedral Reverbs sind lang und sehr räumlich, ideal für die Erzeugung einer sakralen oder epischen Atmosphäre.
- Reverse Reverb: Erzeugt einen Effekt, bei dem der Hall vor dem eigentlichen Anschlag oder Klang zu hören ist, als würde er rückwärts abgespielt. Dieser ungewöhnliche und psychedelische Effekt wird oft für kreative und experimentelle Klanglandschaften verwendet.
- Gated Reverb: Ein Reverb-Effekt, der abrupt endet, bevor er seine natürliche Abklingzeit erreicht hat, was durch ein Noise-Gate erreicht wird. Gated Reverb war vor allem in den 1980er Jahren beim Schlagzeug sehr beliebt, insbesondere bei der Snare, um einen kraftvollen, aber kontrollierten Raumklang zu erzeugen.
Warum sind Reverb-Pedale so teuer?
Digitale Reverb-Pedale gehören zu den teuersten Pedalen überhaupt, da die Algorithmen, die für die Simulation eines Raumes / die Simulation von Schallreflexionen notwendig sind, sehr komplex sind und viel Rechenleistung benötigen. Vor allem, wenn man einen realistischen Nachhall haben will – dann muss das Pedal schnell auf alle möglichen Schallquellen reagieren und die Schallreflexionen „simulieren“, wie sie in realen Räumen vorkommen.
Die Hersteller müssen also viel in die Forschung investieren, um solche Algorithmen überhaupt entwickeln zu können. Und dann müssen sie sehr hochwertige Komponenten verwenden, damit das Gerät den Halleffekt auch schnell und realistisch erzeugen kann. Das alles treibt natürlich die Verkaufspreise in die Höhe.
Um ein Beispiel zu nennen: Die teuersten und bekanntesten Studio-Reverbs, wie z.B. der Lexicon 224, können mehrere tausend Euro kosten. Das Lexicon 224 konkret kostet heute gebraucht über 3.000 €, das beliebte Lexicon PCM96 kostet neu knapp 4.000 €.
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