Jeder Musikproduzent oder Toningenieur kennt das Shure SM7B, ein mittlerweile legendäres dynamisches Mikrofon, das so gut und klar wie ein Kondensatormikrofon klingt, aber die Vorteile eines dynamischen Mikrofons für Live-Konzerte oder Podcast-Aufnahmen bietet.
Er klingt voll, warm und sehr transparent, hat eine Nierencharakteristik und ist wenig anfällig für Feedback, weil der Schall von den Seiten und von hinten abgeschwächt wird. Und genau deswegen kann man dieses Mikrofon sehr gut bei Live-Konzerten oder für Podcast anwenden.
Aber was unterscheidet dieses Mikrofon von anderen dynamischen Mikrofonen, wie z.B. dem SM58 oder dem SM57 von Shure, dass sogar Michael Jackson seinen Gesang auf dem Thriller Album mit diesem Mikrofon (eigentlich dem SM7, seinem Vorgänger) aufgenommen hat? Und warum ist es in jedem 2. Youtube-Video zu sehen und in jedem Studio der Welt zu finden?
Es gibt 4 wichtige Aspekte, die das SM7B zur Legende unter den dynamischen Mikrofonen gemacht haben:
1. Der Sound
Der Klang dieses Mikrofons ist unglaublich gut und eher mit einem teuren Kondensatormikrofon vergleichbar. Die Bässe sind erstaunlich voll und satt, was bei dynamischen Mikrofonen nicht üblich ist. Die Mitten und Höhen sind, wie man es von Shure gewohnt ist, stark und präsent und machen den Sound sehr durchsetzungsfähig im Mix.
Der Frequenzgang ist sehr linear und ausgewogen, der Klang kristallklar und transparent. Man kann mit diesem Mikrofon unglaublich viele Details in der Stimme hören, die man mit anderen dynamischen Mikrofonen nicht hören kann – auch hier erinnert dieses Mikrofon an teure Kondensatormikrofone wie ein Neumann U87.
Ich habe dieses Mikrofon oft neben meinem Neumann U87 (ein Mikrofon, das fast das 7-fache kostet) für eine Aufnahme aufgestellt, um später das besser klingende Mikrofon auszuwählen, und nicht selten erwies sich das Shure SM7B für Songs als besser geeignet, besonders für Frauenstimmen.
Auch für laute und druckvolle Vocals, wie bei Rock oder Hip-Hop hat sich dieses Mikrofon als unfassbar gut erwiesen, besonders bei Studio-Anwendungen. Künstler wie Green Day, Bob Dylan, Sheryl Crow, Metallica, und natürlich Michael Jackson haben oft dieses Mikrofon für Gesangsaufnahmen verwendet.
Dies ist deshalb erwähnenswert, weil die Verwendung von dynamischen Mikrofonen für Gesangsaufnahmen im Studio relativ selten ist, da eigentlich Kondensatormikrofone für solche Anwendungen besser geeignet sind. Das Shure SM7B ist eine Ausnahme.
2. Klingt auch gut bei schlechter Raumakustik
Im Gegensatz zu Kondensatormikrofonen wird beim Shure SM7B Schall von hinten und von den Seiten stark unterdrückt bzw. abgeschwächt, weshalb es sich sehr gut für Live- und Podcast-Anwendungen eignet. Ein Live-Konzert mit einem Kondensatormikrofon wäre wegen des Feedbacks undenkbar, aber mit dem Shure SM7B kann man ähnlich klingende Vocals ohne die Feedback-Probleme bekommen.
Der Klang ist auch viel direkter und weniger räumlich, d.h. dieses Mikrofon klingt auch bei schlechter Raumakustik relativ gut, da nur der Direktschall aufgenommen wird. Im Gegensatz dazu klingt ein Kondensatormikrofon in einem akustisch unbehandelten Raum eher schlecht und sehr räumlich, da mehr Reflexionen in das Mikrofon gelangen.
Deshalb ist das SM7B oft die erste Wahl für Produzenten und Podcaster, die keine gute Raumakustik haben und Gesang oder Sprache in professioneller Qualität aufnehmen wollen. Aber auch für Youtuber, die oft in akustisch unbehandelten Räumen aufnehmen, ist das ein tolles Feature – 90 Prozent der Youtuber, die ich kenne, verwenden dieses Mikrofon.
3. Verbesserte Rauschunterdrückung
Das Shure SM7B wurde speziell entwickelt, um elektromagnetische Interferenzen zu minimieren und so eine bessere Klangqualität zu gewährleisten. Elektromagnetische Brummgeräusche, die durch Bildschirme, Beleuchtung oder schlechte Isolierung verursacht werden, werden gezielt unterdrückt. Dies ist auch der einzige Unterschied zu seinem Vorgänger, dem Shure SM7, das nicht so gut gegen Störgeräusche abgeschirmt war.
So kann man über den Vorverstärker viel Gain geben – was dieses Mikrofon auch braucht – und der Klang bleibt trotzdem sauber und frei von Störgeräuschen. Und live ist das ein tolles Feature, denn auf der Bühne gibt es oft viele Quellen für mögliche Nebengeräusche.
Es empfiehlt sich, einen Fet Amp (wie den TritonAudio Fethead oder den Thomann FetAmp) vor den eigentlichen Preamp zu schalten, da dieses Mikrofon wirklich viel Gain braucht (mindestens 60 dB). Manche Vorverstärker können bei so viel Gain anfangen, selbst Rauschen zu erzeugen – bei meinem Soundcraft Ghost Mischpult ist das der Fall. Da kann man sich einfach den FetHead direkt ans Mikrofon anschließen, und schon hat man 27dB mehr Gain, und der Preamp vom Mischpult oder Interface muss nur noch knapp die Hälfte leisten und produziert kein Rauschen mehr.
4. Vielseitigkeit
Das Shure SM7B eignet sich nicht nur hervorragend für Gesangs- und Sprachaufnahmen, sondern auch für viele andere Instrumente. Snare Drums, Gitarren, Gitarrenverstärker, Bassverstärker oder Bläser klingen mit diesem Mikrofon ebenfalls sehr gut. Auch laute und leise Schallquellen können mit diesem Mikrofon sehr gut aufgenommen werden.
Das SM7B bietet einen flachen Frequenzgang über einen weiten Bereich, sodass alle Audiosignale sehr präzise und originalgetreu aufgenommen werden können. Dadurch kann das Mikrofon für praktisch jedes Instrument verwendet werden.
Der Bass-Rolloff-Schalter und der Presence-Boost sind extrem hilfreich, besonders der Presence-Boost lässt die Stimmen richtig glänzen und macht sie sehr durchsetzungsfähig – sehr praktisch für Live-Situationen.
Man findet es in Studios, aber auch auf vielen Bühnen, es eignet sich also sowohl für Aufnahmen als auch für Live-Konzerte. Die Tatsache, dass man keine gute Akustik braucht, um einen guten Sound zu bekommen, macht dieses Mikrofon sehr vielseitig und für jede Situation geeignet.
Die Geschichte vom Shure SM7B
Das Shure SM7B hatte zwei Vorgänger, bevor er in dieser Form produziert wurde. Wie bereits erwähnt, wurde dieses Mikrofon ursprünglich für Broadcast-Anwendungen entwickelt, erlangte aber schnell große Popularität bei Musikern.
- Die Ursprünge: Das SM7 (1973)
Das Shure SM7 wurde erstmals 1973 als Weiterentwicklung der Vorgängermodelle Shure 565SD Unisphere I und Shure SM5 vorgestellt. Das SM7 wurde für Studioaufnahmen und Rundfunkanwendungen entwickelt und bot einen flachen, breiten Frequenzgang zu einem sehr günstigen Preis. Tontechniker Bruce Sweiden verwendete dieses Mikrofon für alle Gesangsaufnahmen von Michael Jackson für sein Album „Thriller“ in 1982 und sorgte damit für eine enorme Popularität dieses Mikrofons. - SM7A Überarbeitung (1999)
1999 nahm Shure einige Verbesserungen am ursprünglichen SM7 vor, die zur Entwicklung des SM7A führten. Zu den Änderungen gehörten ein verbessertes internes Stoßdämpfersystem und eine verbesserte elektromagnetische Abschirmung, die das Brummen und Rauschen reduziert, das von externen elektronischen Geräten verursacht wird. Mit dieser Überarbeitung wurde auch das mittlerweile legendäre Bügelmontagesystem eingeführt, das eine einfache Positionierung und Justierung ermöglicht. - SM7B: Der moderne Klassiker (2001)
Das Shure SM7B, das aktuelle Modell, wurde 2001 eingeführt. Es weist gegenüber dem SM7A einige entscheidende Verbesserungen auf, wie ein verbessertes Design für besseren Schutz gegen mechanische Geräusche, eine verbesserte Abschirmung gegen Breitbandstörungen, einen Presence-Boost-Schalter, einen abnehmbaren Windschutz zur Reduzierung von Plosivlauten und einen Bass-Rolloff-Schalter zur Kontrolle des Nahbesprechungseffekts.
Historische Fakten über den Shure SM7B
Das Shure SM7B-Mikrofon hat im Laufe der Jahre einen festen Platz in der Musikgeschichte eingenommen und ist nicht nur bei Musikproduzenten, sondern auch bei Sprechern und Podcastern äußerst beliebt.
Wusstest du eigentlich, dass….
- … das Shure SM7 für die Gesangsaufnahmen von James Hetfield auf dem Metallica-Album „Death Magnetic“ (2008) verwendet wurde? Die Fähigkeit des Mikrofons, mit der Aggressivität und Kraft von Hetfields Gesangsstil umzugehen, beweist seine Vielseitigkeit auch für harte Gesangsstile.
- … das SM7B bei den Aufnahmen zu Bob Dylans Album „Modern Times“ (2006) als Gesangsmikrofon eingesetzt wurde, um seine unverwechselbare Stimme einzufangen? Der flache Frequenzgang des Mikrofons und die Unterdrückung von Hintergrundgeräuschen trugen dazu bei, einen klaren und intimen Gesangssound zu erzeugen, der zur Gesamtatmosphäre des Albums beitrug.
- … der verstorbene Koch, Autor und TV-Star Anthony Bourdain das Shure SM7 für seine Voice-over-Arbeiten bei verschiedenen Projekten verwendet hat, darunter seine beliebten TV-Shows „No Reservations“ und „Parts Unknown“? Für Bourdains Erzählstil war das Mikrofon aufgrund seiner klaren und natürlichen Sprachaufnahme eine ausgezeichnete Wahl.
- … Produzent Rick Rubin und Tontechniker Brendan O’Brien das Shure SM7 wählten, um den Gesang von Anthony Kiedis für das Red Hot Chilli Peppers-Album „Blood Sugar Sex Magik“ aufzunehmen?
Fazit
Musiker verwenden dieses Mikrofon schon seit 1973, aber erst seit 2009 ist es bei Podcastern und Youtubern sehr beliebt. Damals begann die Ära der Content Creators und plötzlich wollte jeder dieses Mikrofon haben. Mittlerweile ist es die Nummer 1 unter den Vocal-Mikrofonen bei Thomann und hat einen legendären Status erreicht, den ihm niemand mehr nehmen kann.
Preis: 389€, Link: Thomann
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