Was ist Mastering? Erklärung, Vorgehensweise und Tipps

In der Welt der Musik ist Mastering die unsichtbare Hand, die aus einem fast fertigen Song ein brillantes Endprodukt macht. Es ist der letzte Schliff, die Feinabstimmung, die sorgfältige Arbeit, die das Gesamtwerk zusammenhält und ihm einen polierten, professionellen Klang verleiht.
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Das Mastering ist der letzte Schritt in der Musikproduktion und findet nach dem Mixing statt, bevor der Song oder das Album auf den Markt kommt. Dabei wird der fertige Mix als einzelne Stereospur bearbeitet, mit Effekten versehen und in ein bestimmtes Format exportiert. Mastering kann für einzelne Tracks, aber auch für ganze Alben durchgeführt werden, um einen einheitlichen Sound zwischen den Songs zu schaffen.

Begriff

Der Begriff „Mastering“ stammt aus der Zeit, als die Musikindustrie noch stark von physischen Medien wie Vinylplatten und CDs dominiert war. In diesem Zusammenhang bezieht sich „Mastering“ auf die Erstellung eines „Master“-Bandes oder einer „Master“-Disk, von dem dann Kopien zur Distribution hergestellt werden.

Der Master ist die endgültige, „beste“ Version eines Tracks oder Albums, die mit größter Sorgfalt erstellt wurde, um auf allen Audiosystemen gut zu klingen. Es ist die Referenz, von der alle anderen Kopien gemacht werden, und es ist die Version, die archiviert wird, um die Musik für die Zukunft zu bewahren.

Mit dem Aufkommen der digitalen Musikproduktion und -distribution hat das Mastering weiterhin eine kritische Rolle gespielt, obwohl der physische „Master“ oft nicht mehr vorhanden ist. Stattdessen wird der endgültige, gemasterte Mix in einem digitalen Format gespeichert und direkt für die Distribution verwendet.

Warum ist das Mastering wichtig?

Das Mastering verfolgt 2 Hauptziele:

  1. Die Lautstärke des Mixes so zu erhöhen, dass der Song die gleiche Lautstärke hat wie alle anderen Songs auf dem Medium, auf dem er veröffentlicht wird (CD, Spotify, Youtube). Damit soll vermieden werden, dass der Hörer beim Anhören des Albums oder einer Spotify-Playlist die Lautstärke zwischen den einzelnen Songs anpassen muss, weil einer lauter ist als der andere.
  2. Sicherzustellen, dass der Track auf allen möglichen Hörgeräten und Audiosystemen gut klingt. Der Song soll nicht nur im Studio gut klingen, sondern auch im Auto, auf Kopfhörern, HiFi-Anlagen oder Boom-Boxen.

Wenn der Mix nicht gut ist, kann man beim Mastering versuchen, den Klang zu verbessern, aber es ist immer besser, noch einmal zurückzugehen und einen guten Mix zu machen, damit sich der Mastering-Engineer auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrieren kann.

Was ist der Unterschied zwischen Mixing und Mastering?

Ich habe einen eigenen Artikel über die Unterschiede zwischen Mixing und Mastering geschrieben, wenn du alle Details wissen willst, aber kurz zusammengefasst hat der Mixing-Engineer Zugriff auf alle Einzelspuren des Tracks und somit viel mehr kreative Möglichkeiten, während der Mastering-Engineer nur Zugriff auf den finalen Stereo-Mix hat und somit weniger kreative Bearbeitungsmöglichkeiten – seine Aufgabe ist eher technischer Natur.

Aus diesem Grund sollten alle kreativen Effekte wie Flanger, Phaser, Modulation, kreative EQs usw. beim Mixing und nicht im Mastering angewendet werden.

Mastering-Schritte

Beim Mastering gibt es – ähnlich wie beim Mixing – keine Regeln, aber es gibt bestimmte Techniken und Prozesse, die immer wieder vorkommen. Hier findest du eine allgemeine Erklärung, welche Effekte wie im Mastering-Prozess verwendet werden.

Kompression

Kompression ist ein üblicher Schritt beim Mastering. Ein Kompressor im Stereomix verhält sich wie ein Klebstoff, der die einzelnen Spuren des Mixes zusammenklebt – nicht umsonst wird der berühmte Stereo-SSL-Kompressor, der im Mastering sehr häufig zum Einsatz kommt, auch „The Glue“ genannt.

Der berühmte SSL-Stereokompressor "The Glue"
Der berühmte SSL-Stereokompressor „The Glue“, auch als Plugin verfügbar

Kompression verringert die Lautstärkeunterschiede zwischen den lautesten und leisesten Teilen des Tracks. Dadurch wird die Dynamik kontrolliert und eine einheitliche Lautstärke über den gesamten Track hinweg gewährleistet.

Beim Mastering wird der Kompressor oft subtiler eingesetzt als in anderen Phasen der Musikproduktion. Hier wird empfohlen, kleine Ratios wie 2:1 zu wählen und dann den Threshold langsam zu reduzieren, bis die gewünschte Kompression erreicht ist. In der Regel werden schnelle Attack- und langsame Release-Zeiten gewählt, um eine möglichst natürliche Kompression zu erzielen.

Limiter

Der Limiter ist das wichtigste Werkzeug, da er die Gesamtlautstärke des Tracks anhebt. Oft werden Tracks extrem limitiert, um sie extrem laut klingen zu lassen – daher ist es wichtig, einen hochwertigen Limiter zu verwenden, der diese wichtige Aufgabe erfüllen kann.

Der Waves L2 Ultramaximizer ist ein sehr beliebter Limiter
Der Waves L2 Ultramaximizer ist ein sehr beliebter Limiter

Ein Limiter sorgt aber auch dafür, dass es keine Spitzen gibt – wenn das Audiosignal einen bestimmten Pegel überschreitet, kann es zu Clipping und Verzerrungen kommen. Ein Limiter kann dies verhindern, indem er das Signal auf einen bestimmten Maximalpegel begrenzt (ein Limiter ist nichts anderes als ein Kompressor mit einem Ratio von ∞:1).

Da der Limiter die Spitzen abschneidet und das Signal gleichmäßig anhebt, steigt der Durchschnittspegel des Signals und die lautesten Stellen haben nur noch einen geringen Pegelunterschied zu den leisesten Stellen des Songs. Und genau das empfinden wir Menschen als „lauter“.

Passend dazu: Was sind LUFS? Die Einheiten zur Messung der Lautheit von Musik

Equalizer

Wenn bestimmte Frequenzbereiche in einem Mix zu laut oder zu leise sind, kann ein EQ diese Bereiche anheben oder absenken, um ein ausgewogeneres Klangbild zu erzeugen.

Es kommt häufig vor, dass sich der Gesamtmix nach einer starken Kompression durch einen Limiter etwas verändert – die tiefen Frequenzen können beispielsweise dann etwas zu laut klingen. Mit einem Equalizer kann man dem leicht entgegenwirken.

Der Fabfilter Pro Q3 ist meiner Meinung nach einer der besten Equalizer Plugins
Der Fabfilter Pro Q3 ist meiner Meinung nach einer der besten Equalizer Plugins

Oder man möchte dem ganzen Track etwas mehr „Luft“ geben, indem man die ganz hohen Frequenzen etwas anhebt – hier kann ein Equalizer helfen, aber wie beim Kompressor gilt auch hier: In der Mastering-Phase sollte man ihn viel vorsichtiger einsetzen als in der Mixing-Phase.

Also keine großen Kurven, maximal +/- 5dB Gain – und wenn der Track wirklich so viel EQ braucht, sollte man vielleicht nochmal überlegen, ob man ihn nicht lieber nochmal abmischen sollte.

Tape-Simulation

Tape-Simulation ist ein Effekt, der häufig beim Mastering verwendet wird, um einem Track einen Vintage-Sound zu verleihen. Dabei werden die Klangeigenschaften, die entstehen, wenn Musik auf Magnetband aufgenommen wird, mit digitalen oder analogen Effekten nachgeahmt.

In der Vergangenheit wurde Musik häufig auf Tonband aufgenommen und abgemischt, und viele Menschen schätzen den „warmen“ und „vollen“ Klang, der mit dieser Aufnahmetechnik verbunden ist. Im Zeitalter der digitalen Musikproduktion können Plugins wie das Waves J37 Tape helfen, diesen Vintage-Sound zu reproduzieren.

Der J37 von Waves ist ein sehr guter Tape-Simulator
Der J37 von Waves ist ein sehr guter Tape-Simulator

Es gibt zwei Klangeigenschaften von Band (Tape), die besonders geschätzt werden:

  • Wärme: Bandaufnahmen klingen warm und lebendig. Das bedeutet, dass der Klang reich an Mitten und Tiefen ist und sehr angenehm klingt.
  • Sättigung: Bei höheren Aufnahmepegeln kann das Band natürliche Verzerrungseffekte erzeugen, die als Bandsättigung bekannt sind (und in der Regel gut klingen, im Gegensatz zu digitalen Verzerrungen, die immer schlecht klingen). Diese Sättigung verleiht dem Song einen Vintage-Charakter.

Stereo-Breite und Panoramaanpassungen

Der Mastering-Ingenieur kann Anpassungen an der Stereobreite und der Panorama-Positionierung von Elementen im Mix vornehmen, um ein räumliches Gleichgewicht und eine Breite zu erzeugen, die den Track voller und interessanter klingen lassen.

Mit dem Waves Center Plugin kann das Stereobild sehr gut manipuliert werden.
Mit dem Waves Center Plugin kann das Stereobild sehr gut manipuliert werden

Eigentlich sollte dieser Schritt, wenn überhaupt, in der Mischphase erfolgen, kann aber notfalls auch beim Mastering durchgeführt werden.

Digitales und analoges Mastering

Analoges Mastering verwendet physische analoge Geräte wie Equalizer, Kompressoren und Limiter. Diese Geräte bearbeiten echte elektrische Signale und fügen subtile Klangeigenschaften wie Sättigung hinzu. Dies wird als „analoge Wärme“ bezeichnet und klingt sehr angenehm und musikalisch.

Und das ist auch tatsächlich der größte Vorteil gegenüber des digitalen Masterings – einen „besseren“ oder „wärmeren“ Klang.

Ein Nachteil des analogen Masterings ist jedoch, dass es weniger präzise ist als das Digitale – während man digital arbeitet, kann man Anpassungen von -0,01dB vornehmen, was analog nicht möglich ist. Außerdem ist es schwieriger, wenn nicht gar unmöglich, Änderungen rückgängig zu machen oder genaue Wiederholungen eines bestimmten Mastering-Prozesses zu erstellen.

Im Gegensatz dazu arbeitet das digitale Mastering mit Computern und DAWs, um das Audiosignal zu manipulieren. Dies erlaubt eine sehr hohe Genauigkeit und Kontrolle über den Mastering-Prozess.

Änderungen sind leicht rückgängig zu machen und genaue Wiederholungen eines bestimmten Prozesses sind leicht zu erzeugen. Das ist besonders hilfreich, wenn man mit Kunden arbeitet, weil Kunden sehr oft Änderungswünsche haben, nachdem du den Track fertig gemastert hast.

Kritiker des digitalen Masterings behaupten jedoch, dass es einen „kälteren“ oder „klinischeren“ Klang erzeugt als analoges Mastering. Inzwischen ist die digitale Audiotechnik aber so weit, dass die Unterschiede kaum noch hörbar sind. Man braucht sehr teure Lautsprecher und einen akustisch perfekten Raum, um einen Unterschied zu hören, und das haben 99% der potenziellen Hörer des Songs nicht.

Das Beste aus beiden Welten

Tatsächlich verwenden viele Mastering-Engineers eine Kombination aus digitalen und analogen Werkzeugen, um den besten Klang zu erzielen. Digitales Mastering ist für alle Zwecke 100% ausreichend, aber wenn man das Budget hat, gibt es einige sehr interessante analoge Geräte wie den Manley Variable MU Compressor/Limiter oder den Manley Massive Passive Mastering. Allerdings sind diese Geräte sehr teuer und daher eigentlich für Profis gedacht – sonst lohnt sich die Investition von 7000 € kaum.

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