Muss man unbedingt Musiktheorie können?
Die Kenntnis der Musiktheorie ist für das Musikmachen nicht unbedingt notwendig – dafür gibt es zahlreiche Beispiele, wie z.B. David Bowie oder Eric Clapton, die nie Musiktheorie gelernt haben.
Aber man muss zugeben, dass solche Kenntnisse von großem Vorteil sind, wenn man komponiert oder mit anderen Musikern in einer Band spielt. Sie beschleunigen den Kompositionsprozess enorm und ermöglichen es uns, mit anderen Musikern in der gleichen „Sprache“ zu kommunizieren.
Es ist viel einfacher, einem Gitarristen zu sagen: „Spiel bitte ein g-moll“, als zu sagen: „Spiel mal den Akkord auf dem dritten Bund der sechsten Saite, aber nicht den fröhlichen, sondern den traurigen!“
Einer der wichtigsten Konzepte sind Akkorde, die Grundbausteine von jedem Song. Es gibt viele verschiedenen Arten von Akkorde, die verschiedene Stimmungen und Charaktere haben. Wenn diese geschickt kombiniert werden, entsteht die Harmonie des Liedes.
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Was sind Akkorde in der Musik?
Ein Akkord ist eine Gruppe von mindestens drei verschiedenen Tönen, die zusammen gespielt werden und harmonieren. Sie werden durch festgelegte Intervalle vom Grundton aus gebildet.
Die Töne eines Akkords können gleichzeitig (Dreiklang) oder nacheinander gespielt werden (Arpeggio) und erzeugen einen vollen, harmonischen Klang.
Die Kombination der Töne in einem Akkord verleiht ihm seinen einzigartigen Charakter und unterscheidet ihn von anderen Akkorden. Sie sind ein wesentliches Element von jedem Musikstil: Sie bilden die Grundlage der meisten Lieder und werden verwendet, um Rhythmus, Harmonie und Melodie zu erzeugen.
Akkorde werden auf einer Vielzahl von Instrumenten wie Gitarren, Klavieren und Orgeln gespielt – eigentlich auf allen Instrumenten, die mehrere Töne gleichzeitig spielen können (Polyfonie) – und können verwendet werden, um eine Vielzahl von Stimmungen zu erzeugen, von fröhlich und aufmunternd bis hin zu traurig und nachdenklich.
Was sind Intervalle?
➔ Hier geht’s zum ausführlichen Artikel über Intervalle
In der Musik bezeichnet ein Intervall den Abstand zwischen zwei Tönen. Es ist das Maß für den Tonhöhenunterschied zwischen zwei Noten und wird entweder in Halbtonschritten (auch Halbtöne genannt) oder in Ganztonschritten (auch Töne genannt) angegeben.
Akkorde entstehen immer, indem verschiedene Intervalle kombiniert werden.
Der Abstand zwischen zwei aufeinander folgenden Tasten (weiß oder schwarz) eines Klaviers beträgt beispielsweise einen Halbton. Der Abstand zwischen zwei aufeinander folgenden weißen Tasten beträgt zwei Halbtöne (außer zwischen E und F und zwischen H und C).
Intervalle spielen in der Musiktheorie und in der Komposition eine wichtige Rolle, da sie die Beziehungen zwischen verschiedenen Tönen bestimmen und helfen, Melodien, Harmonien und Akkordfolgen zu erzeugen.
Mehr über Intervalle, Stufen und Harmonien erfährst du in meinem Artikel über musikalische Kadenzen.
Es gibt insgesamt 13 verschiedene Arten von Intervallen:
- Unisono: der Abstand zwischen zwei Noten gleicher Tonhöhe, also 0
- Kleine Sekunde: der Abstand zwischen zwei aufeinanderfolgenden Tasten auf einem Klavier
- Große Sekunde: zwei Halbtöne
- Kleine Terz: drei Halbtöne
- Große Terz: vier Halbtöne
- Perfekte Quarte: fünf Halbtöne
- Kleine Quinte: sechs Halbtöne
- Perfekte Quinte: sieben Halbtöne
- Kleine Sexte/Übermäßige Quinte: acht Halbtöne
- Große Sexte: neun Halbtöne
- Kleine Septime: zehn Halbtöne
- Große Septime: elf Halbtöne
- Oktave: zwölf Halbtöne
Jede Intervallart hat ihren eigenen Klang und wird in verschiedenen musikalischen Kontexten verwendet, um unterschiedliche Effekte zu erzielen. Intervalle sind für die musikalische Komposition von großer Bedeutung und ein wichtiger Bestandteil der Musiktheorie.
Ein Beispiel: Eine kleine Sekunde klingt dissonant und kann verwendet werden, um Spannung oder Angst zu erzeugen. Ein perfektes Beispiel dafür ist die Musik zum Film „Der weiße Hai“, in der ständig kleine Sekunden gespielt werden, um die Musik unheimlich zu machen.
Die Musik von „Happy Birthday“ verwendet dagegen große Sekunden und Quarten, die viel fröhlicher und entspannter klingen. Hier wird deutlich, wie sehr die Intervalle die Stimmung des Liedes beeinflussen.
Dreiklang
Ein Dreiklang ist eine Art Akkord, der aus drei Tönen besteht. Sie werden gleichzeitig gespielt und sind durch genau festgelegte Intervalle voneinander getrennt.
Dreiklänge spielen eine wichtige Rolle bei der Schaffung von Harmonie und bei der Bestimmung der Tonart eines Musikstücks. Sie können auch in verschiedenen Umkehrungen gespielt werden, d.h. die Reihenfolge der Töne kann vertauscht werden, um verschiedene harmonische Möglichkeiten zu schaffen.
Wichtig: Der Klang eines Akkords kann durch den Kontext, in dem er verwendet wird, beeinflusst werden. Zum Beispiel kann ein Moll-Akkord in einem Lied traurig klingen, in einem anderen Kontext aber spannend oder geheimnisvoll. Dasselbe gilt für Dur-Akkorde.
Letztendlich hängt die emotionale Wirkung eines Akkords von der Kombination der Intervalle, des Rhythmus, der Melodie und der Harmonie ab, die in einem Musikstück verwendet werden.
Dur-Akkorde
Der häufigste Dreiklang ist der Durdreiklang, der aus einem Grundton, einer großen Terz und einer Quinte besteht.
Der Klang eines Dur-Akkords wird im Allgemeinen als hell, fröhlich und triumphierend beschrieben. Er vermittelt ein Gefühl von Stabilität und Entschlossenheit. Dur-Akkorde werden häufig in fröhlicher und optimistischer Musik verwendet und können Glücksgefühle und Aufregung hervorrufen.
Moll-Akkorde
Im Gegensatz dazu wird ein Moll-Akkord aus einem Grundton, einer kleinen Terz und einer Quinte gebildet.
Diese Intervallkombination erzeugt einen traurigen, spannungsgeladenen und unaufgelösten Klang. Daher werden Mollakkorde häufig in Musik verwendet, die Traurigkeit, Selbstreflexion oder eine eher kontemplative Stimmung ausdrückt.
Verminderte Akkorde
Ein verminderter Akkord besteht aus einem Grundton, einer kleinen Terz und einer verminderten Quinte.
Der Klang eines verminderten Dreiklangs ist angespannt, instabil und dissonant. Diese Intervallkombination erzeugt Spannung und das Bedürfnis nach Auflösung. Deshalb werden verminderte Akkorde in der Musik oft verwendet, um dramatische Momente zu erzeugen und Spannung aufzubauen.
Übermäßige Akkorde
Ein übermäßiger Dreiklang besteht aus einem Grundton, einer großen Terz und einer übermäßigen Quinte.
Der Klang eines übermäßigen Dreiklangs zeichnet sich durch seine Helligkeit, seine harmonische Komplexität und seinen Überraschungseffekt aus. Er kann einem Musikstück ein einzigartiges oder dramatisches Element verleihen.
Vierklang: Septakkorde
Ein Vierklang ist ein Akkord aus vier verschiedenen Tönen. Er besteht aus einem der oben genannten Dreiklänge + einem weiteren Ton.
Die häufigsten Vierklänge in der westlichen Musik sind Septakkorde, die aus einem Grundton, einer Terz, einer Quinte und einer Septime bestehen. Diese Akkorde können in Dur, Moll, übermäßig oder vermindert sein, und jede Art von Septakkord hat ihren eigenen Klang und ihr eigenes Gefühl.
Dies sind die 4 am häufigsten verwendeten Septakkorde:
- Großer Septakkord: Dur-Akkord + große Septime
- Großer Mollseptakkord: Moll-Akkord + große Septime
- Kleiner Durseptakkord: Dur-Akkord + kleine Septime
- Kleiner Mollseptakkord: Moll-Akkord + kleine Septime
Sie sind ein sehr wichtiger Bestandteil der Jazz-Music, und ihr Klang und ihr Gefühl können die Gesamtstimmung eines Musikstücks wesentlich beeinflussen. Septakkorde klingen komplexer und harmonisch reicher als einfache Dur- oder Mollakkorde – sind aber auch viel schwieriger zu spielen!
Powerchords für Rock’n’Roll
Powerchords sind eine Art von Akkorden, die in der Rock, Punk oder Metal häufig verwendet werden. Sie bestehen nur aus dem Grundton und der Quinte – die Terz wird also weggelassen. Dadurch entsteht ein Akkord, der weder Dur noch Moll ist, sondern neutral und mehrdeutig klingt.
Powerchords werden häufig auf elektrischen Gitarren mit Verzerrung und hoher Lautstärke gespielt, um einen kraftvollen und aggressiven Klang zu erzeugen. Sie werden oft in Verbindung mit handgedämpften oder offenen Saitenrhythmen verwendet und werden häufig eingesetzt, um einen treibenden, energiegeladenen Sound zu erzeugen.
Da Powerchords nur aus dem Grundton und einer Quinte bestehen, sind sie einfach zu spielen und können leicht auf dem Gitarrenhals auf- und abgezogen werden. Das macht sie besonders bei Gitarrenanfängern beliebt, die in ihrer Musik einen kraftvollen und aggressiven Sound erzeugen wollen.
Kombination von Akkorden beim Komponieren
Du hast jetzt die wichtigsten Akkorde gelernt – jetzt ist es Zeit, diese miteinander zu kombinieren, um Songs zu komponieren.
Ich habe vorher schon erwähnt, dass der Klang, oder besser gesagt die Wirkung von Akkorde je nach Kontext variiert. Aber warum eigentlich? C-Dur ist doch eindeutig C-Dur, oder?
Nun, das ist nur die halbe Wahrheit. Wir müssen uns die Tonart des Liedes ansehen, um den „musikalischen Kontext“ zu verstehen, denn jede Tonart hat verschiedene Stufen. Diese Stufen stellen die Position der Note in Bezug auf die gesamte Tonleiter dar.
Jede Stufe hat einen eigenen Namen und wird durch römische Ziffern dargestellt:
- I: Tonika
- II: Subdominanten-Parallele
- III: Dominanten-Parallele
- IV: Subdominante
- V: Dominante
- VI: Tonika-Parallele
- VII: Leitton
- VIII: Tonika (wie I)
Die wichtigsten Stufen sind die Tonika (I), die Dominante (V) und die Subdominante (IV).
Ein C-Dur ist also die Tonika, wenn wir uns in der Tonart C-Dur befinden. Wenn wir uns aber in der Tonart G-Dur befinden, dann ist C-Dur die Subdominante und G-Dur die Tonika. Als Subdominante hat C-Dur also eine völlig andere Wirkung auf den Hörer als als Tonika.
Als Beispiel: In der C-Dur Tonleiter ist der C-Dur Akkord die Tonika, F-Dur die Subdominante (4. Stufe) und G-Dur die Dominante (5. Stufe). In der G-Dur Tonleiter ist G-Dur die Tonika, C-Dur die Subdominante (IV) und D-Dur die Dominante (V).
Die Kombination dieser 3 Stufen, also die Akkordfolge I, IV, V, klingt immer gut und wurde deshalb in Tausenden von Liedern verwendet.
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