Das passiert, wenn die Musik nicht mit einer konstanten Lautstärke gemastert ist (egal ob auf einem Album, auf verschiedenen Streaming-Seiten usw.) und deshalb die wahrgenommene Lautstärke während der Wiedergabe merklich unausgewogen wird.
Um genau diese Probleme zu vermeiden, wurden die LUFS entwickelt, ein Standard für Lautstärkemessungen. Damit kann jede Plattform LUFS angeben, damit die Mastering-Ingenieure wissen, auf welche Lautstärke sie den Song mastern müssen.
In diesem Artikel erklären wir dir, was du über LUFS, die neue Art der Pegelmessung im Audiobereich, wissen musst und was es bedeutet, sie bei der Musikproduktion einzusetzen.
Mehr zum Thema Mastering:
Was sind LUFS?
LUFS ist ein neuer Standard zur Messung von Audiopegeln und Lautstärke. Sie berücksichtigt menschliche Hörmuster, die besser mit der Realität korrelieren als andere Messmethoden, wie zum Beispiel dB.
Das Akronym steht für Loudness Units Full Scale oder Loudness Units Relative to Full Scale.
Wofür hat man die LUFS erfunden?
Bei der Erfindung der LUFs wurden hauptsächlich 2 Ziele verfolgt:
- Die Pegelmessung genauer mit unserer Wahrnehmung von Lautstärke in Beziehung setzen können. Dementsprechend werden 2 Songs, die denselben LUFS-Pegel haben, von uns als gleich laut wahrgenommen.
- Das andere und wichtigere Ziel ist es, die Lautstärke von Fernseh- und Radiosendungen zu standardisieren. Das wirkt sich letztlich auch auf die Welt der Musikproduktion und des Streamings aus, da Mastering Ingenieure mittlerweile je nach Plattform auf verschieden Lautstärke mastern müssen.
Lautstärke im letzten Jahrhundert – „The Loudness War“
Der Krieg um die Lautstärke auf Streaming-Plattformen wie Spotify, Apple Music oder YouTube ist ein Phänomen, was wir schon seit einiger Zeit beobachten können.
Jahrelang haben Mastering-Ingenieure um die lautesten Tracks gekämpft. Man ist davon ausgegangen, dass ein Song als „besser“ oder „geiler“ empfunden wird, wenn er lauter ist.
Dementsprechend sind Tracks, die heutzutage produziert werden, viel lauter gemastert als Tracks, die beispielsweise in den 70er entstanden sind.
Toningenieure in der Welt des Radios und Fernsehens versuchen schon seit einiger Zeit, durch verschiedene Initiativen abrupte Lautstärkeunterschiede zwischen Sendungen und Werbespots zu vermeiden, da solche Sprünge das Vergnügen des Nutzers beeinträchtigen, der dann während der Werbepausen den Sender wechselt, weil er erschrocken ist.
In der Welt der Musik wurden diese Konzepte übernommen, da Plattformen wie Spotify oder Apple Music die Lautstärke ihrer Songs auf ähnliche Weise standardisieren müssen. Der Zweck dieser Regeln ist es, den durchschnittlichen Lautheitswert zu standardisieren und nicht den momentanen Spitzenwert.
So vermeidet man abrupte Lautstärkeänderungen zwischen den Liedern auf Spotify!
Wir verlangen also, dass die Durchschnittslautstärke einem bestimmten Maß entspricht, statt die maximalen momentanen Peak-Level-Grenzen vorzugeben.
LUFS: Praktische Umsetzung bei der Musikproduktion
Die praktische Umsetzung hat zwei Seiten, nämlich die der Produktion (durch den Mastering-Engineer) und die der Reproduktion (z. Bsp durch Spotify oder Apple Music):
- Auf der Produktionsseite geht es darum, die Pegel auf einen Wert einzustellen, der von den Plattformen bestimmt wird, auf denen die Musik gespielt wird (z. B. -14 dB beim Mastering für Spotify).
- Auf dem anderen Ende, in der Wiedergabeseite, ist ein System eingebaut, das die Pegel der Lieder misst und sie bei Bedarf anpasst. Wenn also -14LUFS die Standardvorgabe auf Spotify ist, ein Lied aber nur -20 LUFS hat, verwendet Spotify seinen eigenen Limiter, um die Lautstärke des Liedes anzuheben.
Deshalb ist es extrem wichtig, lieber zu laut als zu leise zu mastern, da man nie weiß, wie dein Song klingt, wenn z.B. Spotify die Lautstärke mit einem Limiter erhöht. Dein Mix kann sich verändern und plötzlich sind Bass oder Gesang zu laut.
Aber wenn Spotify die Lautstärke reduziert, kannst du sicher sein, dass dein Mix gleich bleibt, denn hier reduziert nur ein „Fader“ die Lautstärke, ohne den Song zu komprimieren.
Wenn der Nennpegel z. B. -14 dB (Ja, LUFs werden auch in dB gemessen!) beträgt und die Datei bei der Analyse einen Pegel von 10 dB hat, also 4 dB darüber liegt, wird diese Information gespeichert und beim Abspielen der Datei wird der Pegel so reduziert, dass er dem von der Plattform vorgeschlagenen Standardpegel entspricht.
Es macht also mittlerweile keinen Sinn mehr, zu versuchen, seinen Song lauter als die anderen zu mastern, weil die Plattformen sowieso die Lautstärke reduzieren wird, um alles anzugleichen. Dein Song wird anders klingen, als du es wolltest – keine gute Idee.
Es reicht also, wenn du sicherstellst, dass der Song mindestens die Anforderungen der Plattform erfüllt, aber nicht darunter bleibt.
Wenn das Mastering mit dem Ziel durchgeführt wird, einen hohen Lautstärkepegel zu erreichen, verringern sich lediglich unsere Chancen auf eine gute Audioqualität, da man die Peaks verzerren muss. Klever durchgeführt kann das gut klingen, aber Clipping kann schnell ein Lied zerstören.
Stattdessen können sich gute Mastering-Engineers heutzutage darauf konzentrieren, den Song einfach nur gut klingen zu lassen. Solange man dann um die -14 LUFS liegt, weiß man, dass man auf der sicheren Seite ist.
LUFs: Der neue Messstandard
Es wurde also eine neue Methode zur Messung der Lautheit benötigt, die dem menschlichen Gehör näher kommt als die Messung von Spitzenwerten. Das Ergebnis waren die LUFS(Loudness Units Relative to Full Scale).
Die Messung hat eine Komponente zur Frequenzbewertung und eine zeitliche Integration, die der Funktionsweise unseres Gehörs entspricht. Die Integration kann kurz sein (short term oder momentary) oder integriert (long-term), was den Zeitraum vom Beginn der Wiedergabe bis zur Pause umfasst.
Das durchschnittliche Niveau, das wir anstreben sollten, wird in LUFS angegeben, und hängt von der Plattform ab, mit der wir arbeiten. Die Tabelle zeigt einige Referenzwerte für das LUFS-Niveau, das der endgültige Master anstreben sollte.
Plattform | Empfohlene LUFs in dB |
Spotify | -14 |
Youtube | -13 |
Apple Music | -16 |
Tidal | -14 |
Amazon Music | -14 |
Du solltest also -14dB LUFS im Mastering anstreben, da Plattformen nur das Hochladen einer einzigen Datei erlauben. Mit -14dB bist du aber immer sicher, da hier nur YouTube die Lautstärke um 1dB anheben würde – damit kann man leben.
-14dB LUFS ist ein guter Wert, der auch eine gute Dynamik im Song ermöglicht, da nicht alles gequetscht und überkomprimiert klingt.
LUFS vs RMS
LUFS hat sich als Standardmaß für Mastering etabliert – es gibt aber auch andere Lautstärke-Einheiten. In der Tontechniker-Welt stoßt man oft auch auf RMS-Werte.
RMS misst – genau wie LUFS – den kontinuierlichen Audiopegel, nicht den momentanen. Der Unterschied besteht aber darin, dass LUFS – aufgrund von bessere Algorithmus-Kurven – viel besser die empfundene Lautstärke des menschlichen Ohrs abbildet.
LUFS liefern eine viel genauere Analyse des Audios auf der Grundlage der sogenannten Munson-Kurven. Diese Kurven bilden die Art und Weise, wie wir Menschen Klang wahrnehmen, viel besser ab als die Messtechnik, die hinter RMS steht.
Ein Unterschied ist zum Beispiel, dass wir Menschen mittlere Frequenzen viel leichter hören können als Bassfrequenzen. Ein sehr basslastiger Song könnte also einen hohen RMS-Pegel anzeigen – genauso wie ein Song mit einer sehr lauten Gitarre. Aber wir Menschen würden das Lied mit der lauten Gitarre als lauter wahrnehmen, weil unser Ohr einfach viel empfindlicher für diese Frequenzen ist.
Allerdings wäre der LUFS-Pegel in diesem Fall für den Song mit der lauten Gitarre höher als der des basslastigen Songs. Und genau deswegen arbeitet man mit LUFS beim Mastering.
Das heißt aber nicht, dass du RMS überhaupt nicht verwendest – ganz im Gegenteil. RMS wird oft zum Mischen und Aufnehmen verwendet, da viele DAWs mit diesen Werten in den einzelnen Kanälen arbeiten. Deshalb solltest du auch die Grundlagen und Einschränkungen von RMS kennen.
LUFS: Wie bleibe ich auf der sicheren Seite?
Auch wenn die wichtigste Maßeinheit der LUFS ist, müssen wir dennoch auf die True Peaks achten. Im digitalen Zeitalter der Musik ist es wichtig zu wissen, was passiert, wenn man Audio von analog zu digital umwandelt, und dann komprimiert.
Wenn wir nämlich die Datei auf mp3 komprimieren, können bei zu hohen Pegeln Verzerrungen auftreten, die dein Song wirklich zerstören können.
Deshalb empfehle ich, auf einen sicheren True-Peak-Pegel zu mastern, etwa -0,5 dBTP. So bist du auf der sicheren Seite und es kommt nicht zu Verzerrungen. Alle gängigen Lautstärkemessgeräte zeigen immer die True-Peak-Pegel neben dem LUFS an.
Beste VST Plugins, um LUFS messen
WLM Loudness Meter von Waves
Das WLM Loudness Meter von Waves ist meiner Meinung nach das beste Plugin, um den Pegel zu messen. Es zeigt Short Term LUFS, Long Term LUFS und den Dynamikbereich groß an, um die wichtigsten Werte sofort im Blick zu haben.
Ich mag einfache, übersichtliche Plugins, die das tun, was sie tun sollen, ohne zu viele Funktionen, die ich gar nicht brauche – deshalb mag ich dieses Plugin so sehr. Und günstig ist er auch noch! (ca. 30€)
YouLean
YouLean ist ein kostenloses Plugin, das ich jedem empfehlen kann. Die wichtigsten LUFS-Werte werden präzise gemessen und sogar grafisch dargestellt. Neben den Pegel-Werten wird auch der Dynamic Range gemessen (Lautstärkeunterschied zwischen den leisesten und den lautesten Pegel).
Du kannst die Ansicht ändern und dir schöne Grafiken anzeigen lassen. Und du kannst so per Drag & Drop einen anderen Track hereinziehen und analysieren, um die LUFS-Werte mit deinem Track zu vergleichen. Sehr praktisch!
TC Electronic Clarity M Stereo
Ich weiß, dass dies kein VST-Plugin ist, aber es ist ein externer Monitor, der in Verbindung mit einem Plugin in deiner DAW funktioniert. Im Monitor siehst du alle vom Plugin gemessenen LUFS-Werte. Es kann auch ohne Plugin funktionieren, wenn du zwei Audiokabel direkt an das Gerät anschließt, was für analoge Setups sehr nützlich ist.
Neben den LUFS Werten hat man auch einen detaillierten Vectorscope für L/R Analyse, einen Real TIme Analyser und einen Balnce-O-Meter für L/R und M/S – alles sehr hilfreich für Mastering.